Eigentlich ist dieses Album "nur" der Nachschlag zur letztjährigen "Ignorance"-LP, aber was für einer! Nach vielen Jahren unter dem Radar hatte Weather-Station-Mastermind Tamara Lindeman vor Jahresfrist ihren musikalischen Kosmos neu ausgerichtet und dabei ganz auf Veränderung gesetzt. Die kanadische Singer/Songwriterin tauschte die Gitarre gegen ein Klavier ein und den makellosen Leisetreter-Folk ihrer frühen Platten gegen betont rhythmusorientierte Breitwand-Arrangements mit unverhohlenem Pop-Appeal und konnte sich anschließend vor Lobeshymnen kaum retten: "Ignorance" stürmte in gleich mehreren renommierten Fachblättern auf den ersten Platz der Endjahresbestenlisten. Jetzt zeigt sie auf "How Is It That I Should Look At The Stars", dass das Band zur Vergangenheit nicht vollends zerrissen ist. Live im Studio in nur drei Tagen aufgenommen, glänzt diese kleine, große Platte mit sanften, introspektiven Balladen, die oft allein mit Tamaras atemberaubend klarer und reiner Stimme, Klavier und dezenter Kontrabassbegleitung, aber vollkommen ohne Schlagzeug auskommen und so eine Brücke von "Ignorance" zurück zum Weather-Station-Frühwerk schlagen. Tatsächlich entstanden die wunderbar intimen Songs auf "How Is It That I Should Look At The Stars" zeitgleich mit denen des Vorgängerwerkes und kreisen erneut um Themen wie Herzschmerz, Verlust und die Klimakatastrophe, mit getragenem Tempo und jazzigem Flair - man denke an Chet Baker oder Bob Dylans "Shadows In The Night" - gehen sie aber klanglich ganz eigene Wege. Anders gesagt: Wenn "Ignorance" ein Album für den Kopf war, spricht auf "How Is It That I Should Look At The Stars" Tamaras Herz.