Im Vergleich zu dem, was Sophia "Fieh" Tollefsbøl und ihre inzwischen sechs Musikanten auf dem zweiten Werk "In The Sun In The Rain" stilistisch, formal, songwriterisch und konzeptionell veranstalten, wirkt das Debütalbum "Cold Water Burning Skin" von 2019 ja fast noch regelrecht geradlinig - obwohl das Kleinorchester aus Norwegen bereits damals auf recht kreative Weise in Sachen Fusion-Jazz-Funk-Pop unterwegs war. Dieses Mal kommt aber noch so unendlich viel mehr dazu - zumindest in assoziativer Hinsicht. Prog-, Kraut- oder Post-Rock könnte man da ebenso raushören wie Dreampop, Drum'n'Bass-, Jazz-, Soul-, Funk- und R'n'B-Referenzen, die jedoch immer wieder überraschend psychedelisch aufgebohrt, lautmalerisch umspielt und improvisatorisch erweitert werden - oder offensichtlich aus Jamsessions herausgeschält wurden.

Besonders interessant wird die Sache aber, wenn Fieh mit eher zurückhaltenden Arrangements in die emotionale Soul-Kiste greifen und in sacht groovenden Balladen wie "Rosalie", "Englishman" und "Anger Management", Pop-Songs wie "Rooftop" oder der abschließenden Dream-Gospel-Hymne "Hero" auch songwriterisch mächtig aufdrehen. Zusammengehalten wird das alles mit verführerisch/einschmeichelnder Note von Sofies lautmalerisch dahingehauchten, jazzig phrasiertem Soul-Gesang. Das alles geschieht übrigens in einer sehr eigenständigen, organischen Genussmittelklasse jenseits aller angesagten Trends und Moden. Nicht ein Mal auf angesagte Indie-Pop-Konventionen oder gar Skandenamericana wie sie viele ihrer Landsleute bemühen, müssen die Norweger dabei zurückgreifen - sondern können sich offensichtlich auf die eigene musikalische Neugier verlassen. Ohne Zweifel ist das eine funkelnde, schillernde Crossover-Scheibe, wie man sie nun wirklich nicht alle Tage zu hören bekommt.