Nun auch schon fast 20 Jahre im Geschäft ist die norwegische Musikerin Jenny Hval - die man - nach anfänglich eher experimentell ausgeführten Ausflügen in abstrakte avantgardistische Gefilde - spätestens seit ihrem letzten Album "The Practice Of Love" auch ungestraft eine Songwriterin nennen darf. Denn nachdem sie sich mit diesem Album von der Provokateurin zur Versöhnerin gewandelt hatte, weitet sie diesen Prozess mit dem neuen Werk "Classic Objects" nochmals deutlich aus. Die besungenen "klassischen Objekte" sind in diesem Falle Orte, die für Jenny eine gewisse Bedeutung haben oder hatten. Musikalisch sind die - weitestgehend balladesk angelegten - Tracks mit klassischen Songstrukturen inklusive Strophen und (oft genug hymnisch ausgelegten) Refrains vergleichsweise konventionell angelegt.

Das musikalische Abenteuer Jennys - stets integraler Bestandteil ihres Konzeptes - spielt sich dieses Mal im Detail ab; insbesondere auf der perkussiven Ebene, denn die meisten Tracks sind mit unaufdringlich pulsierenden Tribal Grooves unterlegt, die einen interessanten Kontrast zu den flächig angelegten, semi-organischen Klangwolken bilden, auf denen sich Jenny gesanglich austobt. Dabei ist ihr Pandemie-Album (denn darum handelt es sich) deutlich internalisierter und weniger Club-orientiert angelegt als das Vorgängerwerk. Und auf der inhaltlichen Seite geht Jenny noch einen Schritt weiter als auf dem letzten Album und entwickelt sich allmählich zu einer echten Geschichtenerzählerin. Nicht indem sie Geschehnisse oder Personen beschreibt, sondern indem sie ihre Gefühle diese Geschehnisse oder Personen betreffend zum Thema macht.