Dass sich sowohl Alison Russell wie auch JT Nero (von Birds Of Chicago), der 400 Unit-Gitarrist Sadler Vadem und die Musikprofessorin und gewesene Jayhawks-Keyboarderin Jen Gunderman dazu hinreißen ließen, das von dem Rhiannon Giddens-Drummer Jamie Dick produzierte neue Album der lokalen Nashville-Größe Ali Sperry mit ihren Beiträgen zu beehren, sollte aufhorchen lassen. Denn galt Ali Sperry bislang als sichere Bank in Sachen countryesker Solidität, so bietet das neue Album ein breitgefächertes, opulentes Spielfeld an Stilen und Stimmungen. Tatsächlich erinnert das Ganze in seiner zwar plüschigen aber auch transparenten Verspieltheit zufällig an die Spätphase eines Roy Orbison (nicht alleine, aber auch, weil die Snaredrum hier knallt wie bei einer typischen Jeff Lynne-Produktion). Obwohl viele der Tracks in Form fülliger Balladen angelegt sind, wird es bei den Uptempo-Nummern wie der Empowerment-Hymne "Cool Under Pressure" auch schon mal rockig, während die als Anti-Trump-Nummer ausgelegte, pulsierende Power-Pop-Nummer "Excuses" mit operettenhafte Grandezza angelegt ist. Kurz gesagt: Wer auf klassischen Gitarrenpop jenseits eingefahrener Americana-Klischees sucht (wie er im übrigen hauptsächlich von wesentlich jüngeren Künstlerinnen dargeboten wird), der wird bei "In Front Of Us" fündig werden.