Auch schon wieder zehn Jahre im Geschäft sind Kassie Carlson und ihre Musiker als Guerilla Toss in Sachen Now Wave Art Pop im Geschäft. Das Problem dabei ist, dass es in der für ihre ekstatischen Live-Shows gepriesenen Band immer schon ziemlich wüst und bunt zuging. Schon des Öfteren bemühte sich das Ensemble, die Energie der Live-Konzerte ins Studio zu retten. Mit zwiespältigem Erfolg, denn der hyperaktive, nervöse, vertrackt strukturierte Stil- und Klangmix fordert eh schon die volle Aufmerksamkeit des Hörers - da braucht es eigentlich keine zusätzlichen Adrenalinschübe.

Das ist auch auf dem neuen Werk wieder zu beobachten, wobei hier Guerilla Toss in der Pandemie sogar noch auf die Idee kamen, so ziemlich alle stilistischen Spielereien, die sie im Laufe ihrer Karriere irgendwann mal ausprobiert haben, in den neuen Songs unterzubringen. Und so poltert das neue Werk dann, was das Zeug hält. Es "funkt" auch mächtig, es "E-popt", "Krautrockt", "New Wav't" und "avantgardisiert" munter. Dass Kassie im Lockdown erstmalig Online-Gesangsunterricht nahm, macht sich nur wenig bemerkbar - denn in dem Bemühen, möglichst viele Ideen in jedem Track unterzubringen, wurden die Melodien, denen Kassie hätte folgen können, dann doch eher rudimentär auf Kinderlied-Niveau eingedampft. Und das, obwohl sich Kassie inhaltlich durchaus Gedanken gemacht hatte, und beispielsweise aus dem Titeltrack - nach einem Gedicht ihres Freundes Johnny Tatelmann - eine kathartische Hymne über die Überwindung ihrer eigenen Drogenprobleme und einer neuen Zuversicht für die Zukunft gemacht hat.