Die klassische französische Pianistin Vanessa Wagner gehört zu den wenigen Vertreterinnen ihrer Zunft, die sich regelmäßig Genre-übergreifenden Projekten aus den Bereichen Elektronik Ambient verpflichtet fühlt (zuletzt 2016 mit dem mexikanischen Avantgardisten Murcof) und sich selbst als klassische Pianistin einer breiten Palette von Ausdrucksmöglichkeiten zwischen orchestraler, kammermusikalischer, avantgardistischer und ihrem Spezialgebiet, minimalmusikalischer Stilistiken bedient. In diesem Sinne ist auch ihr neues Solo-Album zu sehen, das quasi die Geschichte der Minimalmusik anhand einer Reihe exquisiter Interpretationen von Komponisten dieser Art von Musik nacherzählt. Diese reichen vom Minimal-Pionier Moondog über Klassiker wie Philip Glass, Elektro-Spezialisten wie Brian Eno oder Suzanne Ciani bis hin zu jüngeren Zeitgenossen wie Bryce Dessner oder Nico Muhly. (Das offensichtliche Fehlen der Briten Michael Nyman oder Adrian Johnston bei dieser Auswahl ist dadurch zu erklären, dass sich Vanessa vornehmlich der amerikanischen Sichtweise der Gattung widmete.) In den letzten Jahren ist das Genre der Minimal-Musik ja hauptsächlich über Soundtrack-Arbeiten populär geworden. Darum geht es Vanessa Wagner aber bei diesem Projekt nicht, denn sie wählte eher unbekannte oder neue Tracks aus. Gerade auch wegen der melodischen Zugänglichkeit und der oft leicht nachvollziehbaren Struktur und scheinbaren Simplizität der Kompositionen ist dieses Album also auch für Außenstehende eine gute Möglichkeit, in die attraktive Welt der Minimalmusik einzusteigen.