Eine wirklich bemerkenswerte Entwicklung als Künstlerinnen und Persönlichkeiten haben die beiden Jugendfreundinnen Rosa Walton und Jenny Hollingworth durchlaufen. Ihre erste LP "I, Gemini" wurde von der Kritik fälschlich als dadaistisches Kunstobjekt gefeiert - war aber eher ein Zufallsprodukt, das nie zur Veröffentlichung gedacht war. Auf den anschließenden Touren und auf dem zweiten Album "I'm All Ears" suchten die Damen nach einer Möglichkeit, ihre vielen Ideen und Fähigkeiten in ein ebenso ambitioniertes wie unterhaltsames und experimentelles künstlerisches Konzept einzubinden. Schon damals diskutierten Rosa und Jenny aber bereits, das Antesten aller möglichen Ideen in Zukunft einem geschlosseneren Prinzip unterzuordnen und zukünftig die Songs und nicht die musikalischen Gimmicks ins Zentrum ihrer Betrachtungen stellen zu wollen. Das nun vorliegende dritte Album "Two Ribbons" zollt nicht nur diesen Ansprüchen Tribut, sondern geriet obendrein auch noch zu einer bemerkenswerten, kathartischen Aufarbeitung der letzten drei - nicht immer ganz einfachen - Jahre im Leben der Künstlerinnen.

Denn nach einer Phase hektischer Aktivitäten zeigten sich Risse in der Beziehungen der beiden Freundinnen, die immer deutlicher realisierten, dass sie eben nicht jene eineiigen Zwillinge waren, als die sie sich zunächst zum Spaß und später aus Überzeugung stets der Öffentlichkeit präsentiert hatten. Die nun vorliegende Songsammlung ist das Ergebnis eines in einfühlsame Lyrics übersetzten, durchaus anrührenden, kommunikativen Prozesses, in dem sich Rosa und Jenny jeweils ihre Sicht der Dinge schilderten und zu dem Schluss kamen, dass in der gegensätzlichen Akzeptanz ihrer jeweils spezifischen persönlichen Eigenarten das Erfolgsgeheimnis für zukünftige gemeinsame Aktivitäten liegen könnte. Daraus entstand auch der Titeltrack des Albums, der von zwei Bändern erzählt, die einerseits durchaus unterschiedlich sind, aber auch miteinander verwoben sind. Musikalisch macht sich das dadurch deutlich, dass "Two Ribbons" angelegt ist wie eine LP mit zwei Seiten: Die erste enthält kraftvolle, mitreißende, aber stimmungsmäßig ausbalancierte Dancepop-Tracks und die andere eher atmosphärisch angelegte, organische New Wave Pop-Balladen - jeweils eingerahmt von eher lautmalerischen Instrumentals mit lyrischen Titeln. Und wie sie das auch geplant hatten, sind das dann keine musikalischen Spielzeugkisten mehr, sondern sorgsam ausformulierte Songs, denen dann geeignete Klang-Kleider angezogen wurden.