20 Jahre Basisarbeit als umtriebiger, aber nicht alleine maßgeblicher Gitarrist der US Indie-Psycho-Folk-Rock-Institution Grizzly Bear haben auf dem Solo-Debüt von Daniel Rossen zweifelsohne ihre Spuren hinterlassen. Weniger in dem Sinne, dass sich Rossen hier deutlich vom Ansatz seiner Mutterband freischwimmt, sondern indem er deren Tugenden - vornehmlich das komplexe Verschachteln von Strukturen, Melodien, Harmonien, Rhythmen und Gesangsharmonien - noch ambitionierter, dynamischer, vertrackter, intensiver und vor allen Dingen kompromissloser verfolgte, als das Mutterquartett. Da sich Rossen dazu entschied, hier eher die akustischen Aspekte zu betonen und um kammermusikalische Streicher-Arrangements zu erweitern, ist diese Scheibe nun wirklich nicht mehr dem Rock-Genre zuzuorden. Tatsächlich bewegt sich Rossen mit viel Wagemut und der Bereitschaft, zuweilen am Rande der Atonalität zu agieren, musikalisch auf den Spuren der großen Vorbilder aus den Bereichen des Art- und Prog-Rock der 70er Jahre - nur halt eben auf eher akustischer Songwriter-Basis. Solche Tendenzen gab es ja auch bereits bei Grizzly Bear - sie werden von Rossen aber konsequenter - und fast schon verbissen - verfolgt; und zwar ohne Rücksicht auf Gefälligkeit. Tatsächlich hat Rossen mit diesem - sagen wir mal strengen und auffällig wenig bewusstseinserweiterndem - Album ein eigenes Sub-Genre erfunden, dass man vielleicht mit Prog-Folk ganz gut beschreiben könnte.