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Mickelson - Known To Be Unknown Independent
Format: CD
Es geht wirklich hin und her mit Scott Mickelson: Das Solo-Debüt-Album des Mannes aus der Bay Area bescherte ihm eine Grammy-Nominierung als bestes Folk-Album. Mit dem Nachfolgealbum "A Wondrous Life" begann er sogleich, sich von diesen Folk-Roots zu emanzipieren. Mit dem nächsten Werk "Drowning In An Inflatable Pool" entdeckte er dann David Bowie als Inspirationsquelle und begann, Sozialkritik in seine Loner-Lyrics einzuflechten. Sein nun vorliegendes Pandemie-Album "Known To Be Unknown" zeigt ihn nun im DIY-Modus (was meint, dass er alles außer Cello und Bläser selbst gespielt hat), ist noch deutlicher politisch ausgefallen und thematisiert Dinge, die die US-Amerikaner gemeinhin spalten: Waffenbesitz/-Gewalt, die Pandemiebekämpfung, Fake News etc.
Musikalisch hat Mickelson heutzutage mit Americana-Klischees nun gar nichts mehr am Hut. In der Tat lagen die musikalischen Inspirationen dieses Mal ganz wo anders: Als Mickelson nämlich Paul Mc Cartneys "III"-Album hörte, war das der Ausgangspunkt für eine intensive Songwriting-Session und als seine Tochter ihn fragte, wo denn die Bläser auf seinem ansonsten fertigen Album seien, schrieb er noch schnell das Instrumental "Chicago Transit Authority" - eine unverhohlene Hommage an die erste Scheibe der Band Chicago (die weiland ja noch das "Transit Authority" im Namen trugen) und fertigte die Partitur für die bis dahin fehlenden Bläser, Das klingt dann tatsächlich wie ein Chicago-Outtake aus der "25 Or 6 To 4"-Phase. Dass der Mann mit dem Titel seines Albums seinen eigenen Status als immer noch unter dem Radar fliegenden Veteranen selbstironisch auf die Schippe nimmt, ehrt ihn natürlich - und macht ihn dann gleich noch interessanter.
-Ullrich Maurer-
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