Wer mal wissen möchte, wie schlechtes Timing am besten funktioniert, der sollte sich mal mit dem Debüt-Album des international besetzten Berliner Quartetts Me And The Monster beschäftigen. Aktiv waren Nico Uris, Andrea Trujillo, Giulia Mariani und Niki Comploi nämlich schon 2017. Eine erste EP erschien 2020. Es folgte eine Crowd-Funding-Kampagne für das Debüt-Album "Everything We Owe", das nun erscheint - einen Monat nachdem Me And The Monster das Ende des Projektes angekündigt haben und eine Woche bevor sie ihre letzte gemeinsame Show zu spielen gedenken. Da muss man auch erst mal drauf kommen.

Worum geht es musikalisch? Nun, das Quartett selbst bezeichnet seine Musik als "Tribal Electronic Progressive Indie". Wie sie darauf gekommen sind, bleibt rätselhaft, denn die Scheibe ist eigentlich in einem konventionellen Folkpop-Setting mit dezenten Weltmusik-Einflüssen angelegt (was nicht verwunderlich ist, denn die Musiker kommen ursprünglich aus Italien, Spanien und Guatemala). Progressiv sind dann vielleicht die mit ausführlichen Intros, Zwischenspielen und Outros angelegten Songstrukturen und die etwas verstiegene Melodieführung der ambitionierten Gesangsharmonien mit wechselndem Leadgesang - während die elektronischen Effekte (sofern sie überhaupt auszumachen sind) subtil in den Flow integriert sind. Das Thema der Band ist dabei die Beziehung zu sich selbst und seinem inneren Monster bzw. dessen Beziehungen zur Umwelt. Anders ausgedrückt: Es geht um philosophische Selbstfindungstracks. Eigentlich haben Me And The Monster also alles richtig gemacht - außer vielleicht so lange an dem Album herumzuwerkeln, dass die Band schon nicht mehr wirklich existiert, wenn es herauskommt.