Ganz so einfach ist das nicht: Virgin France möchte die ehemalige Sängerin des Indie-Trios Agua Roja, die sich für ihre Solo-Eskapaden den Avatar November Ultra ausgesucht hat, gerne als "Latest Bedroom Pop Sensation" vermarkten. Das mag in Bezug auf die verträumte und reduzierte Atmosphäre der meisten der Tracks auf ihrem Debüt-Album zwar irgendwie zutreffen - aber nicht in Bezug auf die musikalische Entwicklung von November Ultra. Denn Agua Roja strichen bereits 2018 die Segel - und seither hat sich November Ultra als Songwriterin und mit diversen Kollaborationen ganz gut in der internationalen Pop-Szene eingerichtet. Ihre eigenen Songs produziert sie selbst mit dem Programm Ableton - und nutzt dessen Möglichkeiten, um ihre Songs auf durchaus kreative Weise von innen nach außen zu kehren, indem sie die einzelnen Bestandteile ihrer Songs (hauptsächlich die Gesangsparts) immer wieder herauspickt und isoliert bearbeitet in den Flow zurückführt. Das ist kaum zu beschreiben und führt dazu, dass den eigentlich geradlinig angelegten, aber stilistisch vollkommen ungeregelt angelegten Tracks ein zuweilen operettenhafter Hörspielcharakter zukommt. Pop-Musik im klassischen Sinne ist das auch nicht, da die Basis ihrer Tracks so unterschiedliche Charakteristika wie Jazz-, Folk-, Ambient-, R'n'B- oder Elektronik-Flair aufzuweisen haben. Nur echte Chansons gibt es keine. Insgesamt ist das schon recht interessant - aber auf eine ganz andere Art, als es der Marketing-Abteilung vielleicht lieb wäre.