Mit ihrem letzten Album "Remind Me Tomorrow" irritierte Sharon van Etten all jene, für die früher immer alles besser war - einzig weil sie es wagte, vom gitarrenorientierten Indie-Folk-Songwriter-Stil ihrer ersten vier Alben abzuweichen und ihre Songs nun mit Keyboards, Synthesizern, elektronischen Beats und New Wave-Sounds augmentierte. Eigentlich ist die musikalische Weiterentwicklung ja das Kerngeschäft eines jeden Künstlers - und insofern war das eigentlich lobenswert, zumal aufgrund des radikalen Stilwechsels weiland unterzugehen drohte, dass Sharon auf "Remind Me Tomorrow" mit die besten Songs ihrer bisherigen Laufbahn geschrieben hatte.

Nun ist das so, dass sie für das neue Werk die musikalische Herausforderung keineswegs meidet - und mindestens wieder genauso tolle Songs schreibt - aber insgesamt kommt das Werk versöhnlicher daher und auch Gitarren (sogar akustische) spielen wieder eine größere Rolle. Und inhaltlich triumphiert Van Etten mit dem Verarbeiten aktueller Neurosen und Traumas (die teilweise auch die unseren sind) als empathische Trösterin. Weniger indem sie tatsächlich Wege aus aktuellen Krisen aufzeigte, sondern indem sie deutlich macht, dass der geneigte Zuhörer mit seinen Ängsten genauso hilflos dem Schicksal ausgeliefert ist, wie Sharon selber. Natürlich ist das neue Werk nicht wirklich fröhlich geraten - das wäre zuviel verlangt -, aber indem Sharon deutlich macht, dass man auch aus Rückschlägen und Fehlern lernen kann, bietet "We've Been Going About This All Wrong" eine kämpferische Note, die die Heilung ganz deutlich über die Resignation stellt.