KW 22/2022
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Just Mustard - Heart Under Partisan/Pias/Rough Trade
Format: LP
Man sehe sich das Setup von Just Mustard aus dem irischen Dundalk an (Gesang, zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug) und höre dann zum Beispiel das neue Album "Heart Under". Man fragt sich: WTF? Wie schaffen es Katie Bell, David Noonan, Mete Kalyoncuoglu, Robert Hodgers und Shane Maguire, wie keine normale Rock-Band zu klingen? Wie bringen sie es fertig, zwischen den berühmten Stühlen zu sitzen und so etwas Einzigartiges zu kreieren? Vermutlich: Mit viel Liebe zur Musik und einem Hunger nach Sound-Experimenten.
Konnte man Just Mustard noch mit dem Debüt "Wednesday" (2018) etwa in der Shoegaze-/Noise-Rock-Ecke verorten, sind sie inzwischen mehr als das und in ihrer eigenen Klangwelt. Katie Bells Gesang ist nun endlich im Vordergrund angekommen, nimmt mehr Platz als früher im Mix ein und wirkt dem teilweise klinischen, eisig kalten Sound wohltuend entgegen. Es ist vor allem diese Kunst, gleichzeitig einnehmen aber auch platzgebend zu sein - das beherrscht die Band inzwischen mit Perfektion. Traditionelle Song-Strukturen sucht man weitestgehend vergeblich - so etwas wie ein Refrain existiert nicht wirklich bei Just Mustard, es sind eher die Songs an sich, die mit ihrem eindringlichen, teils verstörenden, metallischen Klängen (man denke an Kreide auf Tafel) und Katie Bells stimmlichen Gegenpol den Zuhörer mit auf die Reise nehmen. Es ist vielleicht nicht unbedingt eine leicht zu konsumierende Platte, aber wie es oft so ist: Nimmt man sich die Zeit, entdeckt man die klangliche Schönheit und wird mit dem Zutritt zum Just Mustard-Sound-Kosmos belohnt. Groß. Sehr, sehr groß.
-David Bluhm-
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