In gewisser Weise ist "Power Up!" ein ziemlich exaktes Gegenstück zu David Newboulds letztem Album "Sin & Redemption", das er - mit großem Besteck und einer Prise arrangementstechnischer Opulenz - mit cinematischer Grandezza in Tennessee einspielte und kurz vor der Pandemie veröffentlichte. Denn in Folge der Lockdown-Phasen und anderen Pandemie-Einschränkungen entschloss er sich, das neue Album dann - notgedrungen - auch in einem Pandemie-kompatiblen Format zu produzieren. Dazu schloss er sich mit dem Produzenten Scot Sax (sicherheitshalber getrennt durch eine Glasscheibe) in dessen Kellerstudio in Nashville ein, wo dann beide alle wesentlichen Instrumente und die Basis-Tracks einspielten. Wenige Gastbeiträge von Newboulds Live-Musikern und Geigerin Kristin Weber wurden später hinzugefügt.

Wie dem auch sei: Durch dieses Prozedere erhielten die neuen Aufnahmen ein raues, organisches Klangbild und eine folkige Note, die vermutlich auf anderem Wege nicht zustande gekommen wäre. Das reicht dann vom funky-bluesigen Titeltrack im Jon Spencer-Modus über die vorab als Singe veröffentlichte Power-Folk-Ballade "Ready For The Times To Get Better" bis zur Fake-Gospel-Ballade "Home Depot Glasses", bei der im Hintergrund eine Heimorgel vor sich hinpocht. David Newbould bezeichnet sich ja gerne als typischen Americana-Songwriter. Thematisch und harmonisch mag das auch auf "Power Up!" zutreffen - auf der musikalischen Seite hat das aber mit Roots-Rock und dem Abhaken musikalischer Standard-Klischees nun wirklich nichts zu tun. Erzählerisch ist das Ganze einfach zu erfassen: Es geht darum - so Newbould selbst -, eine Bestandsaufnahme zu machen, dankbar zu sein für das, was man hat und mit Zuversicht weiter zu gehen. Von einer Pandemie lässt sich der Mann also so schnell nicht unterkriegen.