Katie Gavin, Naomi McPherson und Josette Maskin ist etwas recht ungewöhnliches gelungen, denn das Trio Muna gehört nicht nur zu den Ikonen der LGBT-Community, sondern ist auch so etwas wie die offizielle Guilty Pleasure Band der Indie-Szene. Etliche Acts aus dem Indie-Bereich können sich nämlich für die hemmungslos gut gelaunte Disco-Pop-Musik begeistern, die sich das Trio als musikalisches Transportmedium für durchaus elegante Selbstfindungs-, Empowerment-, Queer-Rightsund Women's Lib-Botschaften ausgesucht hat. Dazu zählt seit letztem Jahr auch Phoebe Bridgers, die nicht nur bei der inoffiziellen Queer-Hymne "Silk Chiffon" mitsang (von der Songwriterin Naomi McPherson sagt, dass dieser Track ein "song for kids to have their first gay kiss to" sei), sondern Muna gleich auf ihrem eigenen Label Saddest Factory verpflichtete.

Vielleicht liegt das daran, wie offenherzig sich Muna auch auf dieser selbstbetitelten LP einer musikalischen Bubblegum-Mentalität ergeben, ohne diese der Credibilty wegen brechen oder verbiegen zu müssen - denn Credibilty haben Muna auch so. In dem Zusammenhang: Man muss natürlich nicht queer sein, um den Zuckerguss-Pop von Muna goutieren zu können - es hilft aber sicherlich schon, denn alle Lyrics des Trios drehen sich um dieses Thema. Man muss das alles auch nicht mögen, um anzuerkennen, dass Muna da auf dem richtigen Weg sind. Muna sagen nämlich, dass sie die positiven Vibes ihrer Musik nutzen, um die negativen Vibes ihrer Lebensrealität kompensieren zu können. Das macht vorne und hinten Sinn, denn auf diese Weise gelang es ihnen - mitten in der Pandemie - zu verarbeiten, dass sie von ihrem Major-Label gedropped wurden und durch die fast schon familiäre Gruppendynamik die Lockdown-Phasen auf kreative Weise nutzen konnten, um wieder zu sich selbst finden zu können. Ergo brauchte das Album keinen eigenen Titel: Das dritte Muna-Album ist eine selbsterklärende musikalische Visitenkarte geworden.