Ein Anliegen, das Ben Harper immer schon besonders am Herzen gelegen hatte, ist jenes, bitte nicht zu versuchen, ihn auf eine Facette seines Tuns zu reduzieren. Nachdem er zuletzt des Öfteren von dieser Maxime insofern abgewichen war, als dass er einige stilistisch eher lineare Scheiben präsentierte (z.B. die mit dem Blues-Harp-Spezialisten Charlie Musselwhite und besonders das Instrumental-Album "Winter Is For Lovers"), macht er auf seinem neuen Album wieder das, was er am besten kann: Die komplette Musikhistorie weitestgehend schwarzer Musik nach brauchbaren Elementen zu durchforsten, um diese auf organische Weise in seinen Songs kreativ zu einer eloquenten eigenen musikalischen Sprache zusammenzuführen.

Harper selbst formuliert das so: "Es war, als dass ich alles, was ich von jeder anderen meiner Platten gelernt hatte, genommen und alles angezündet hätte, um von vorne beginnen zu können." Neu ist dabei, dass Ben die Notwendigkeit sah, den Löwenanteil seiner neuen Musik selbst zu einzuspielen und - betroffen vom Tod seines Freundes, des Bassisten Juan Nelson, der Harper lange Jahre in der Band The Innocent Criminals begleitet hatte - auf die Idee kam, viele der Songs auf dem Bass zu komponieren, um seinen unkonventionellen Vorstellungen Ausdruck verleihen zu können. Der Titel des Albums "Bloodline Maintenance" bezieht sich auf Harpers Idee, seine zuweilen erstaunlich deutlichen und aktuellen politischen und sozialen Kommentare im Kontext seiner eigenen Herkunft und dem Erbe seines Vaters zu betrachten und somit ein zwar betont persönliches Protest-Rock-Album mit aber generationenübergreifendem, universellen Appeal zu erschaffen. Und eben weil dabei jedes Detail genau dort sitzt, wo es hingehört, jede einzelne noch so wagemutige musikalische Idee funktioniert, alles zusammenpasst und die Texte in perfekter Synthese persönliches und politisches zusammenführen ist "Bloodlines Maintenance" Harpers stärkstes Album seit Jahren geworden.