Der Rückgriff auf das Vorvergangene und seine Amalgamierung mit dem gerade gewesenen ist ein beliebter Kunstgriff in der populären Musik der letzten beiden Dekaden und spätestens seit Beginn dieses Jahrhunderts werden die lange verhaßten und verlachten 80er zum angesagten Bezugspunkt und Inspriationsgeber.

Auf jeden Fall für Florian und Gregor Dietz, die sich Mitte der 90er als Veranstalter in der Berliner Wohnzimmerszene viele Freunde gemacht hatten und jetzt als Joe Tabou und Gold firmierend unter dem Dach von Sony debütieren. Surf nennen sie ihr Projekt und das Erstlingswerk ist ganz dem Wasser gewidmet. In 17 Songs geht es um Dinge wie verschiedenfarbige Wassertropfen, die sich auf einer Glasscheibe vermischen oder das Sandkorn auf der Trennlinie zwischen Wasser und Strand. Die erste, "High Tide" betitelte CD des Doppelalbums enthält die flotteren Songs zwischen Discofunk und Elektropop. CD 2 heißt "Low Tide" und bringt entsprechend die ruhigeren Tracks, die zwar auch gewisse retrograde Tendenzen aufweisen, aber wesentlich mehr Raum für die Integration von ambienter Elektronik in alt gediente Songstrukturen lassen.

Gemeinsam ist den Songs eine ziemlich durchdachte produziert- und verkopftheit, die nach langen Nächten vor großen Rechenmaschinen klingt. Offenbar synthetisches wird mit anscheinend akustischem gepaart, mal authentisch intim mit Akustikgitarre, dann wieder bombastisch orchestral mit perlenden Harfenklängen und Streichern. Immer auf der Suche nach dem schnellen Glück und dem Hörer mit breitem Grinsen eine Hand entgegenstreckend. Stets präsent der vocoderverzerrte Gesang einer langen Liste von Gästen und das Gurgeln, Murmeln, Plätschern, Platschen, Spritzen und Rauschen des Elements.