Es liegt in der Natur der Sache, dass bei dieser Platte alle etwas anderes erwarten. Die einen ein "Heute wird noch mal gewonnen, bitte!", andere eine "Bessere Aussicht" oder "Neue Bordsteinkantengeschichten". Weil eben jeder andere Erinnerungen an diese Band hat, andere Lieblingslieder, Lieblingsplatten, Lieblingsmomente. Wie das eben so ist bei einer Band, die einst so wichtig, so spannend und auch so überraschend und immer wieder etwas anders war, die so tolle Platten gemacht hat und die nach 13 Jahren mit neuen Liedern auf der Matte steht.

Jetzt also "Bei aller Liebe". Zehn Lieder, keines von oder mit Dennis Scheider. Dafür neu an Board ist Felix Gebhard, bekannt bis berühmt geworden durch unter anderem Home Of The Lame und die Hansen Band. Gemeinsam sitzt man nun nicht mehr so vorm Molotow und taket auch keinen run mehr at the sun. Heute ist man er- und gewachsen, man ruht ein wenig mehr, musiziert mit ein wenig mehr Bedacht. Ohne aber, und das ist sehr, sehr wichtig, nicht mehr Muff Potter zu sein. Nur eben Muff Potter 2022. Heißt: Schroten können die anderen, gelärmt wird nicht mehr so oft, Punkrock schimmert nur selten durch. Dafür aber: Muff Potter schreiben und spielen weiter wunderschöne Melodien und aufregende Songs, haben hochspannende, intelligente, tolle Texte inklusive englischer Parts und Fischmob-Zitate, haben Spoken Words, Bläser, Post Punk-Riffs und ganz, ganz viele tolle Ideen. Das heißt nicht, dass jedes Lied das Zeug zum neuen Lieblingslied hat und nicht jeder Fan von damals wird "Bei aller Liebe" als neue Lieblingsplatte nennen. Richtig freuen aber werden sich die allermeisten. Willkommen zurück, Muff Potter, danke für die tollen neuen Songs!