Hinreißende Pop-Scheiben wie z.B. "The Dance" kommen heutzutage immer seltener aus den Projektschmieden hochbezahlter Produzententeams - sondern von schrulligen Indie-Künstlern, die sich nicht scheuen, ihre Fähigkeiten bereitwillig mit anderen zu teilen, um zu beeindruckenden musikalischen Ergebnissen zu kommen. Nicole Schneit gehört mit ihrem Projekt Air Waves zweifelsohne zu dieser Riege selbstbewusster Indie-Künstler und veröffentlicht auf dem bis dahin eher für Psychedelia bekanntem Fire Records Label nun ihr beeindruckendes fünftes Album, auf dem sie sich u.a. von Luke Temple, Cass McCombs und Frankie Cosmos unterstützen und zu neuen songwriterischen Höchstleistungen puschen lässt.

Wie üblich funktionieren die Songs von Air Waves auf einem grundsätzlich simplizistischen Level einfach dadurch, dass Nicole Schneit ihre Songs geradlinig in Form klar definierter Pop-Songs mit ausgefeilter Melodieführung, griffigen Hooklines, starken Refrains und klaren Gesangsbeiträgen anlegt. Im Falle ihres "Pandemie-Projektes" kam indes noch der Zeitfaktor hinzu, der es ihr ermöglichte, intensiver an facettenreichen zusätzlichen Arrangements zu arbeiten, die zahlreichen Gastbeiträge ihrer Freunde dabei entsprechend zu berücksichtigen und - teilweise aus der Ferne - einzubinden. Das führte zum einen zum bislang vielschichtigsten Air Waves-Album - inklusive zahlreicher klassischer Pop-Referenzen - und zum anderen zum schillerndsten, reichhaltigsten klanglichen Angebot und der positivsten Grundstimmung bis dato. Dabei entstand unter dem Strich eine hinreißende, aber eben nicht perfekte Indie-Pop-Scheibe; denn Nicole Schneit hat erkannt, dass Perfektion in diesem Zusammenhang einfach nicht gut genug ist, und es stattdessen auf Warmherzigkeit, Spielfreude, Empathie und kollaborative Offenheit ankommt.