Fünf Jahre Zeit gelassen hat sich Björk für ihr neues Album "Fossora" - und wenn man nach dem gehen sollte, was man hier zu hören bekommt, dann hat sie zwischenzeitlich ein Haus gebaut und eingerichtet und das dann vertont. Aber mal Spaß beiseite: "Fossora" heißt aus dem Lateinischen entlehnt "Gräberin" und das ist es dann auch tatsächlich, was Björk hier tut, um ihren "Reflexionen über Wurzeln, Bodenständigkeit, Liebe und Familie im Kontext einer unterirdischen Pilzwelt" ein musikalisches Äquivalent entgegen zu setzen. Die Pandemie zwang Björk nämlich, in Reykjavik Wurzeln zu schlagen, die sie mit ihrem letzten Werk noch in der "Utopia" gefunden hat. Demzufolge ist "Fossora" organischer geraten - auch wenn viele der Bestandteile (insbesondere perkussive und vokale Samples) auf elektronischem Wege getweakt wurden, was das Zeug hält. Dazu gibt es Holz- und Blechbläser sowie Streicher jenseits irgendwelcher üblichen Konventionen, subfrequente Bässe und insbesondere eine Art von rhythmischem Ansatz, der tatsächlich den Sound von Hämmern und Maschinen zu implementieren scheint. Teilweise auf Englisch, teilweise auf Isländisch und teilweise nonverbal bereitet Björk hier die Beziehungen zu ihrer Umwelt, ihrer Familie (ihre Kinder sind an der Produktion beteiligt) und ihrer 2018 verstorbenen Mutter auf. Das Ganze ist erwartungsgemäß kein entspanntes musikalisches Zuckerschlecken, sondern mäandert hart an der Grenze zur Atonalität und ziemlich avantgardistisch verschroben durch die angesprochene Welt der Pilze. Dabei mögen dann auch ein paar magische Pilze im Spiel gewesen sein, denn so richtig bodenständig ist das alles natürlich dann doch nicht geworden.