Ein bemerkenswertes Kunststück gelingt dem aus Jean-Philip Grobler und Patti Beranek bestehenden Ehepaar-Projekt St. Lucia mit dem vierten Album "Utopia" - denn dieses ist nicht mehr oder weniger als eine Zeitreise des Big-Hair-Art- und Prog-Pop der 70er und 80er Jahre, in denen Bands wie Saga oder Europe eine eigenartig von der Realität entkoppelte, eskapistische und sterile Art von artifizieller, technokratischer Kopfmusik erzeugten. Es gibt da aber einen faszinierenden Unterschied zum Bombast-Sound jener Tage - denn St. Lucia erzielen ihr Ergebnis alleine mit geschickt gestaffelten Falsett-Stimmen und elektronischen Mitteln auf der produktionstechnischen Ebene - und nicht mit Gitarren-Power-Chords. Und sie schreiben grundsätzlich bessere, melodisch ambitionierte und weniger banal gebürstete Songs als die (grundsätzlich männlichen) Heroen der kolportierten Zeitabschnitte. Dennoch ist es eher irritierend als erfreulich, dass St. Lucia vor allen Dingen in der Simulation der Grundstimmung und das Feeling dieser Art des Dinosaurier-Sounds anstreben. Nun ja: Das Werk heißt ja sicher nicht umsonst "Utopia".