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Tonträger-Review
 
Liraz - Roya

Liraz - Roya
Glitterbeat/Indigo
Format: LP

Mit ihrem letzten Album "Zan" wagte die israelisch-persische Musikerin Liraz Charhi ein bemerkenswertes, gefährliches Experiment: Sie beteiligte iranische Musiker per Zoom an der Produktion des Albums - die freilich anonym bleiben mussten, um nicht in die Fänge der iranischen Religionswächter zu geraten. Für ihr nun vorliegendes, drittes Album "Roya" (was "Phantasie" bedeutet) wollte Liraz indes noch einen Schritt weiter gehen, und unmittelbar mit diesen Musikern zusammenarbeiten. Dafür kam sie auf die Idee, die Produktion des Albums nach Istanbul zu verlegen. Während sie dort also mit ihren israelischen Musikern die Aufnahmen vorbereitete, beauftragte Liraz eine türkische Produktionsfirma, jene der iranischen Musiker(innen), die das ungeheure Wagnis auf sich nehmen wollten, nach Istanbul einzufliegen, wo sich schließlich insgesamt sechs israelische und fünf iranische Musiker(innen) zusammenfanden, um das zuvor gemeinsam aber dann über die Distanz erarbeitete und separat voneinander geprobte Material gemeinsam live im Studio einzuspielen.

Das musikalische Setting ist dabei ähnlich ausgerichtet, wie auf Liraz ersten beiden Alben. Es gibt einen Mix aus prä-revolutionärer persischer Pop- und Tanzmusik im Stil der 70er Jahre und eher westlich ausgerichteter psychedelischer Rockmusik-Elemente. Wichtig ist es Liraz dabei auf der musikalischen Seite, dass keinesfalls der Eindruck entstehen solle, es handele sich bei ihrer Musik um eine Form von Folklore, denn auch wenn sie konsequent auf Farsi singt und dabei auch politische Akzente setzt, die aber stets durch einen persönlichen Filter bewusst ambivalent gehalten werden, haben ihre Songs produktionstechnisch und von der Präsentation her einen ganz klaren Zeitbezug. Was "Roya" von "Zan" unterscheidet ist weniger eine Weiterentwicklung des zuvor eingeschlagenen musikalischen Weges, sondern eine klar erkennbare Spielfreude und Lebensfreude der Beteiligten, die sich in ungemein treibenden, druckvollen Grooves und enthusiastisch ausgelebten Instrumental-Parts äußert. Eine Besonderheit weist diese Produktion indes noch auf: Nachdem die Arbeiten bereits abgeschlossen waren, schlug Produzent Urí Brauner Kinrot vor, noch eine zweite Version des Titeltracks "Roya" (der zugleich auch der politischste des Albums ist) einzuspielen, an der nur die Musikerinnen mitwirken sollen. Das Ergebnis ist dann eine "weibliche" Version des "Roya"-Tracks, der dann - anders als die treibende "Normalversion" in einem traditionellen akustischen Setting ohne westliche Elemente angelegt ist und sich so eher auf den persischen Erbteil des Unternehmens bezieht.


-Ullrich Maurer-



 
 
 

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