Schon seit einiger Zeit ist der Norden Londons in Sachen zeitgemäßer Brit-Pop und Rockmusik nach einem längeren kreativen Winterschlaf aufgewacht und hat mit Acts wie Goat Girl und Naima Bock oder Shame auch durchaus veritable Durchstarter in dieser Hinsicht vorzuweisen. Aus diesem Dunstkreis entstammen auch Asha Lorenz und Louis O'Bryen, die mit ihren drei Musikern das Ensemble Sorry bilden und nun mit ihrem zweiten Album "Anyhwere But Here" ein bemerkenswert vielschichtiges und songwriterisch ambitioniertes Statement in Sachen zeitgemäßer Interpretation des Brit-Pop realisieren. Das ist insofern überraschend, weil Sorry auf ihrem ersten Album noch einen eklektisch bis avantgardistischen Mix in Sachen Art-, E-, Avantgarde-, und Schrammel-Pop vorlegten.

Sagen wir mal so: Sorry haben sich auf "Anywhere But Here" insbesondere strukturell und songwriterisch am Riemen gerissen und ihre unglaubliche Ideenvielfalt songdienlich eingedampft. Charmant und überraschend ist es immer noch, was Asha und Louis einfällt - und zwar sowohl gesanglich, wie auch kompositorisch und auch die Arrangements betreffend. Die Bläser-Beiträge von Campbell Baum etwa waren und sind in einem solchen Umfeld einfach nicht zu erwarten. Der konzentriertere Stilwandel hat dabei mehrere Hintergründe. Zum einen strebten Asha und Louis an, sich musikalisch von klassischen Songwritern inspirieren zu lassen (Randy Newman und Carly Simon werden in der Bio erwähnt - obwohl das nun wirklich absurd erscheint) und dann haben sich Sorry Ali Chant und Adrian Utley als Produktionspartner ausgesucht und das Album demzufolge in Bristol weitestgehend live im Studio eingespielt. Das Ergebnis ist eine in jeder Hinsicht überzeugende und betont frisch und unverbraucht klingende, zeitgemäße Brit-Pop-Scheibe.