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Wallgrin - Yet Again The Wheel Turns Eigenveröffentlichung
Format: CD
Auf ihrem zweiten Album entdeckt die kanadische Artpop-Songwriterin, Violinistin und Performerin Tegan "Wallgrin" Wahlgren das Mittel des Exzesses als legitimen musikalischen Zweck. Zwar gibt es es - wie auf ihrem Debüt-Album "Bird/Alien" - eine Art von Dream-Folk-Art-Pop, den sie indes ambitioniert in Richtung Kook-Pop und Prog-Affinitäten aufbohrt. Und inhaltlich geht es eher um spirituelle Philosophie statt um eskapistischen Mystizismus wie bisher. Einen großen Unterschied macht das nicht: Wallgrin ist keine Geschichtenerzählerin, sondern eine Künstlerin, die im Vortrag ihr Inneres nach Außen kehrt. Und damit wären wir endlich bei den Exzessen: Den aus den tiefsten Abgründen der Seele hervorgewürgten gutturalen Gesang im Titeltrack des Albums, das manisch sich aufbäumende. krächzende psychedelische Gitarrensolo in dem Song "PseudoReligion" oder die sich in unbekannte Sphären aufzwirbelnden Gesangsharmonien in "Knowing" muss man gehört haben, um glauben zu können, dass so etwas überhaupt möglich ist. Dabei kann Wallgrin auch versöhnliche Liebeslieder wie "Every Fall, I Fall In Love" schreiben - die dann aber wieder mit verstörenden Orchestersamples konterkariert werden müssen. Keine Frage: Wallgrins Kunst lebt von der Balance der Extreme - und das ist gut so, da sie sich damit einer geschmäcklerischen Kritik auf interessante Weise entzieht.
-Ullrich Maurer-
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