"Present" ist das Debüt des französischstämmigen Wahlberliners Mathias "Phileas" Neyrand. Wie viele seiner Mit-Berliner hat er sich intensiv als Straßenmusiker betätigt, bevor er Weg in ein Studio suchte. In gewisser Weise prägt das auch seinen Ansatz als Performer - indem er nämlich sein Material mit einer gewissen apostolischen Intensivität vorträgt. Außerdem hört sich das alles an als musiziere Mathias bereits seit Jahrzehnten. Anders aber als etwa seine Kollegin Alice Phoebe Lou hat er sich musikalisch ein relativ konventionelles Genre ausgesucht und betätigt sich als klassischer Singer/Songwriter mit einem gewissen Hang zu plüschig/orchestralen Arrangements mit Streicher- und Mellotron-Sounds galore und Chorgesängen. Inhaltlich betätigt sich Phileas - wie Mathias sich als Musikus nennt - zum einen als Erzähler persönlicher Geschichten über Sinnsuche und Positionsbestimmungen diverser Natur wie auch als politischer, sozialer und spiritueller Kommentator. Gleich mehrere seiner Songs beschäftigen sich mit der Suche nach spiritueller Erleuchtung (übrigens Religions-ungebunden). Musikalisch kennt Phileas keine Hemmungen und fährt alles auf, was das Budget zulässt - freilich ohne dabei jemals wirklich über das Ziel hinauszuschießen. Vielmehr nutzt er seine Fähigkeiten, mit seiner Musik alle möglichen Genres zu streifen - vom Paul Simon-Worldbeat, über Soul, Beat und Gospel bis hin zu Blues und Folkpop. Dabei gibt es auch noch interessante Experimente zu bestaunen, denn die barock anmutenden Bläserarrangements der Totalitarismus-Kritik "For Your Own Safety" oder die kammermusikalischen Streicher der charmanten Hommage an Leonard Cohen mit dem Titel "Field Commander Cohen" muss man erst mal gehört haben um sie wirklich glauben zu können. Und dann noch etwas: Phileas hat nun wirklich eine Stimme - mit Reibeisen- und Nöl-Faktor, Sustain und Vibrato -, die sich unter hunderten heraushören lässt. Keine schlechten Voraussetzungen für eine solide Karriere Phileas als maßgeblichem Vertreter seiner Zunft.