Wer in den letzten Monaten nach den Senkrechtstartern in hiesigen Indiegefilden gesucht hat, kam an einer Band nicht vorbei: Lyschko! Mit seinem Debütalbum unterstreicht Trio aus Solingen um die großartige Lina Holzrichter nun eindrucksvoll, dass all die Aufmerksamkeit nicht von ungefähr kam. Auf "Brennen" - in der Vinylversion übrigens gleich ein Doppelalbum! - entlädt sich aufgestauter Frust in oft herrlich brachialer Wucht, wenn sich Lyschko für ihre Songs alles zu eigen machen, was zwischen New Wave, Post-Punk und Noise dazu einlädt, eine bedingungslos düster-morbide Atmosphäre heraufzubeschwören. Mit großer Dringlichkeit, einem gehörigen Schuss Theatralik und immer wieder auch mit memorablen Zeilen verhandelt die Band hier Verwirrung, Isolation, Rausch, Weiblichkeit und andere allgegenwärtige Themen des Hier und Jetzt und sagt so ihrer eigenen Verunsicherung mit großen Ideen laut und kompromisslos den Kampf an. Oft ist dabei der Weg zu seelenverwandten Neue-Neue-Deutsche-Welle-Acts wie Mia Morgan oder Drangsal nicht weit, den Eindruck, dass es nur darum geht, sich nett und angepasst in gängige Schubladen zu fügen, vermitteln Lyschko auf "Brennen" aber nie.