Ein wenig hatte es zuletzt so ausgesehen, als seien Quasi, diese kleine, große Indie-Rock-Institution aus Portland, Oregon, endgültig Geschichte. In den zehn Jahren seit ihrem letzten gemeinsamen Album "Mole City" widmete sich Janet Weiss zuerst der Sleater-Kinney-Reunion und dann ihrer neuen Supergroup Slang, Sam Coomes dagegen mischte bei Built To Spill mit, unterstützte Jon Spencer und veröffentlichte zwei Alben unter eigenem Namen. Es brauchte eine Pandemie, um das Duo wieder zusammenzubringen. Der Möglichkeit beraubt, auf Tour zu gehen, taten die beiden trotzdem so, als seien sie unterwegs, und machten jeden Tag zusammen Musik, um die Absurdität der Situation kreativ zu verarbeiten. Kein Wunder also, dass die dabei entstandenen Momentaufnahmen nicht nur bei den vorab als Singles veröffentlichten "Queen Of Ears" und "Doomscroller" vollgestopft sind mit mehr oder weniger direkten Verweisen auf den alltäglichen COVID-19-Wahnsinn.

Textlich sind Quasi damit vielleicht näher am Puls der Zeit als je zuvor, klanglich allerdings setzen sie mit dem zehnten Album ihrer 30-jährigen Bandgeschichte auf Kontinuität. Mit ihrem langjährigen Weggefährten John Goodmanson am Mischpult im legendären Robert Lang Studio in Seattle eingespielt, fasziniert auch "Breaking The Balls Of History" an der Schnittstelle von Verschrobenheit und Genialität mit herrlich polternden Songs, die trotz ihres schroffen Äußeren mit Eingängigkeit nicht geizen und spielerisch all das vereinen, was den beiden außerhalb des Indierock-Kerngeschäfts lieb und teuer ist. Fantasievoll adaptieren Weiss und Coomes so Glam-Rock, Prog und vieles mehr für ihren Soundkosmos und bleiben dabei doch stets unverkennbar sie selbst. Ein großartiges Album, bei dem nichts muss und alles kann.