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Sophie Lindinger - Sophie Lindinger

Platte der Woche

KW 06/2023


Sophie Lindinger - Sophie Lindinger
Eigenveröffentlichung
Format: LP

Seit ungefähr zehn Jahren ist die Wienerin Sophie Lindinger mit ihrem Partner Marco Kleebauer in dem Artpop-Projekt Leyya aktiv. Dass Sophie alleine damit nicht ausgelastet schien (zumal Leyya 2021 beschlossen, fürderhin nicht mehr live auftreten zu wollen), wurde schon 2019 deutlich, als Sophie beschloss, zusammen mit ihren Kolleginnen Mira Lu Kovacs (Schmieds Puls, 5KHD) und dem inzwischen ausgestiegenen 5KHD-Drummer Kern Kolleritsch das Allstar Power-Pop-Projekt My Ugly Clementine zu gründen, mit dem sie - mit Gitarre und Bass statt Synthesizern - auch ihren Sinn für Rock- und Powerpop auslebte. Auch das aber schien noch nicht alle kreativen Aspekte zum Ausdruck zu bringen, die Sophie als Musikerin zur Verfügung stehen - wie nun das bemerkenswert eigenständige, selbst betitelte Solo-Debüt verdeutlicht, auf dem sich Sophie als Songwriterin und Musikerin wiederum neu positioniert und ein ziemlich makelloses Dreampop-Album der etwas anderen Art vorlegt.

Das autobiographisch motivierte Werk entstand unter dem Eindruck einer Sinnkrise, die dazu führte, dass sich Sophie intensiv mit der Wahrnehmung ihrer selbst auseinandersetzte und mit ihren neuen Songs ihren offenherzigen Selbstbespiegelungsprozess in therapeutischer Hinsicht dazu nutzte, zu einem für sie neuen Selbstwertgefühl zurückzufinden und lernte, sich selbst (wieder neu) zu lieben - bzw. wie sie es genauer formuliert: "Meine neue Musik handelt davon, zu lernen, wie man sich wieder in den eigenen Schatten verliebt." Denn so positiv die ganze Erfahrung dieses musikalischen Therapieprozesses für Sophie am Ende auch gewesen sein mag: Fröhliche Popmusik ist dabei nicht herausgesprungen. Stattdessen zeigt Sophie - auf erstaunlich organische Weise und ganz ohne E-Pop-Affinitäten - ein gewisses Faible für die atmosphärischen Noir-Schattenwelten eines David Lynch und dessen Hauskomponisten Angelo Badalamenti und präsentiert ihre neuen Songs in Form klassischer Gitarrenpop-Songs in einem zuweilen verstörend verdrehten Retro-Dreampop-Setting, in dem statt zuckerweicher Klangwolken etwa abrasive Overdrive-Gitarren und psychedelische Effekte in einem faszinierenden Kontrast zu Sophies unschuldig und verträumt anmutendem Gesang stehen. Dabei schließt Sophie inhaltlich alles ein - von Depressiva über Kaffee bis zu Salz -, das ihr durch die schwere Zeit geholfen hat und kommt schließlich in dem Schlüsseltrack "Family Tree" zu dem Schluss, dass sich selbst zu lieben nur eine Frage der Perspektive ist und man nicht auf das achten sollte, wie andere einen widerspiegeln zu scheinen, sondern wie man sich selber definiert. Das ist alles sehr schlüssig, musikalisch äußerst attraktiv, songwriterisch clever und unter dem Strich ein Projekt, dessen auch inhaltlich zum Ausdruck gebrachte Dringlichkeit seine Existenz als Solo-Album mehr als rechtfertigt.


-Ullrich Maurer-


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