"Ich will meinen kannibalistischen Neigungen nicht nachgehen, wenn sie mich mit am Ende mit ihrem Biss heimsuchen könnten" singt Jason Merritt in dem Song "Don't Want To Live" auf dem insgesamt circa vierten Timesbold-Album (je nachdem wer wie zählt - wie es auf der Timesbold-bandcamp Page heißt). Das Thema Kannibalismus taucht dann an anderen Stellen des Albums auch noch mal auf. Schwer zu sagen, wie Merritt darauf gekommen sein mag - vermutlich ist das aber einer der vielen Aspekte, über die sich der Mann mit seinen Psychen, Neurosen und Depressionen auseinandersetzt. Zweifelsohne gehört "Not Still Here" zu den nihilistischsten Arbeiten Merritts, der zuletzt unter dem Moniker Whip als Solo-Künstler agierte. Im Laufe der Jahre seit der letzten Timesbold-Veröffentlichung von 2008 hat er indes eine Reihe von Songs angesammelt, die eine Neuauflage des Musikerkollektivs Timesbold gerechtfertigt haben.

Auf "Not Still Here" demonstriert Merritt seinen Unwillen, irgendwelche positiven Aspekte seiner therapeutischen Arbeit zu verfolgen und bringt sein Dilemma schließlich mit dem Track "You Are A Self" zum Ausdruck, indem er sich als "selbsterfüllende Prophezeiung" bezeichnet. Nicht nur in Sachen der demonstrativ zur Schau getragenen kleistschen Todessehnsucht, sondern auch musikalisch rückt Merritt mit diesem Album dabei in die Nähe eines Townes Van Zandt - auch indem er seine Moritaten in Form balladesker Country- und Folk-Dystopien anlegt. Überraschend ist das nicht, denn Timesbold galten ja dereinst als Mitbegründer der Slowcore-Bewegung. Es erschüttert dann aber schon die Konsequenz, mit der Merritt hier variantenreich sein eigenes Ableben thematisiert. Logisch, dass der letzte Track des Albums "Now I Lay (Me Down For Good)" heißt.