Dass er schon in der Schule von der Musik gelebt habe, erzählt der Wahlhamburger Mancunian Jon Kenzie aus seinem Leben. Das ist deswegen von Interesse, weil man seinem vierten Album "Silent Applause" deutlich anhört, dass Kenzie nicht erst seit gestern Musik macht. Die Zeiten, als er noch als Straßenmusiker durch die Gegend trampte - nur um mal zu sehen, wie weit er kommen würde -, sind spätestens seit der Pandemie vorbei. Auf diese bezieht sich indirekt auch der Titel der neuen Scheibe, "Silent Applause". Gemeint ist hier nämlich der virtuelle Applaus, den man Künstlern als Kommentar bei Quarantine-Stream-Sessions spenden kann - und davon zehrte Kenzie auch während er im heimischen Studio parallel zu den o.a. Shows die Produktion seines neuen Albums - weitestgehend autark - vorantrieb.

Musikalisch hat sich das durch eine unkonventionelle., organische Produktion ausgezahlt, bei der Kenzie die Möglichkeiten, die sich heutzutage selbst einem Heimfrickler eröffnen ausnutzte und das Album mit etlichen Overdubs und Effekten ein fülliges Klangbild verlieh. Als musikalische Basis diente ihm dabei der Blues - den er recht ordentlich hat, aber nicht zum alleinigen Anker seines Tuns mach, sondern eher so als allgemeine emotionale Leitlinie verwendete. Vom sparsamen Akustik-Song nach Art der Altvorderen bis zur soulig aufgebohrten Mid-Tempo-Ballade mit Gospel- bzw. Spiritual-Flair ist da alles dabei. Schön übrigens, dass Kenzie keinen Wert darauf legte, das Ganze auf Retro zu bügeln, sondern sich ganz auf seine Intuition verließ und die Sache eher zeitlos anlegte.