Das besungene Ende der Welt sahen Alexander Beggins und Kelsey Wilson vor sich, als ein Eissturm über Texas hinwegfegte, gerade als sie beschlossen hatten, nach einer längeren Auszeit mit Solo-Projekten ein neues Wild Child-Album in Angriff zu nehmen. Logischerweise ist "End Of The World" aber auch eine Art Metapher für das allgemeine gegenwärtige Krisenszenario, das sie in den neuen Songs thematisieren. Musikalisch findet die eher ernsthafte inhaltliche Gemengelage allerdings keinen besonderen Niederschlag. Bereits mit ihrem 2018er Album "Expectations" hatten sich Wild Child ja von ihren ursprünglichen Weird-Folk-Roots gelöst und erste stilistische Fühler in Richtung Retro-Soul ausgestreckt. Dieses Mal kommen noch die Erfahrungen hinzu, die Beggins mit seinem Solo-Projekt Coco Zani und besonders Kelsey Wilson mit ihrem Soul-Projekt Sir Woman gesammelt hatten. Das Hippie-Flair der ersten Wild Child-Veröffentlichungen spielt heutzutage also keine besondere Rolle mehr. Natürlich klingt die Band aus Denton immer noch nicht wie ein Ensemble aus Texas - aber auf eine ganz andere Weise als früher. Selbst wenn noch ein Mal akustische Gitarren zum Einsatz kommen, werden diese eingebettet in opulente Soul-, Rhythm'n'Blues-, Torch-Song-, Disco-Arrangements mit teilweise hymnischer Grandezza auf der einen Seite und abrasivem Indie-Rock mit psychedelischem Flair auf der anderen. Weird ist das immer noch - nur eben kein Folk-Pop mehr.