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Worriers - Warm Blanket Ernest Jenning Record Co.
Format: LP
So klingt künstlerische Freiheit: In gewisser Weise waren Worriers schon immer ein Solo-Projekt von Lauren Denitzio, doch es hat vier Alben gedauert, bis man das nun auch wirklich hört. Auf "Warm Blanket" spielt das Mastermind der inzwischen in Los Angeles heimischen Band bis auf das von Atom Willard (Against Me!, Social Distortion) beigesteuerte Schlagzeug alle Instrumente selbst und tauscht dabei die punkige Wucht früherer Platten gegen einen facettenreichen, merklich gedämpfteren Sound und ein langsameres Tempo ein. So finden sich auf der LP mit dem Titelsong auf Seite eins und "Provisional Hope" auf Seite zwei gerade einmal zwei Songs, die man sich mit etwas Fantasie in exakt diesen Versionen auch auf früheren Worriers-Werken hätte vorstellen können. Mit den anderen acht Liedern nutzt Denitzio dagegen die Chance, in die eigene musikalische Sozialisation jenseits des DIY-Punk-Spirits einzutauchen und genau die Lieder zu schreiben und aufzunehmen, die bislang nie so recht auf ein Worriers-Album passen wollten - ganz egal, ob bei "Power Pop Mixtape" The Knack, Joe Jackson, The Undertones und Nick Love genannt werden, "Prepard To Forget" und "Murder Ballad" den Geist der 60s-Girl-Group-Dramen für das Worriers-Universum zu adaptieren scheinen oder bei "Pollen In The Air" und "Never Quite Kicks In" Synthesizer den Weg zum Pop der 80er-Jahre weisen. Für die Texte gilt derweil, was gleich zu Beginn des Infos steht: "Lauren Denitzio has always been the type of songwriter to say exactly what's on their mind”. Die Idee, mit triumphierenden Melodien und einem unüberhörbaren Faible für Eingängigkeit ein Gefühl der Befreiung inmitten des Chaos der Welt heraufzubeschwören, umweht auch "Warm Blanket", und unterstreicht dabei fast beiläufig: In Sachen Storytelling war Lauren Denitzio nie besser als auf diesem Album.
-Carsten Wohlfeld-
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