Das Londoner Trio bar italia gehört zweifelsohne zu den eher merkwürdigeren Projekten der Gegenwart. Was man von bar italia weiß, sind eigentlich nur die Namen der drei Bandmitglieder - Nina Cristante, Jezmi Taril Fehmi und Sam Fenton - und dass sie ihre Musik selbst produzieren. In London hat sich die Band schnell einen Kult-Status erspielt, wird von der einschlägigen Presse hochgelobt und hat mittlerweile zwei Alben und eine EP eingespielt. "Tracey Denim" ist nun das Debüt auf dem legendären Indie-Label Matador - und das hat vor allen Dingen wohl musikalische Gründe, denn auf diesem Album bedienen bar italia in knapp 45 Minuten auf insgesamt 15 Tracks so ziemlich alle Facetten dessen, was knackige Indie-Rock-Mucke heutzutage auszeichnet.

Dabei setzen bar italia ihre Features geschickt ein. Zunächst ein Mal wäre da der wechselnde Lead- und/oder Duett-Gesang von Nina und Sam der für unterschiedliche Stimmungen, viele musikalische Variationen und Abwechslung sorgt. Und dann verfolgt wirklich jeder der 15 Tracks musikalisch eine eigene Zielrichtung. Mal ist das Grunge, mal Schrammelpop, es wird mit Samples und Loops auf soundmalerischer Basis gearbeitet - oder rein organisch mit Pop-Strukturen und Melodien. Mal gibt es verstörende Noise-Attacken, mal Kraut-Unerbittlichkeiten und mal klassische Rock-Drones. Obwohl sich das Ganze in zwielichtigen Düster-Szenarios abspielt und mit einer dezidierten Distanz mit fast schon autistischer Attitüde dargeboten wird, finden sich da viele musikalisch attraktive und mitreißende Momente im reichhaltigen bar italia-Buffet. Da sich bar italia dabei keiner bestimmten Ästhetik unterordnen, keinen bestimmten Schwerpunkt setzen und schon gar nicht einem bestimmten Vorbild nacheifern, präsentieren sie sich mit diesem Werk als musikalische Indie-Grabbelkiste, aus der sich der geneigte Zuhörer nach Belieben bedienen kann - und garantiert auch fündig werden wird.