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Hiss Golden Messenger - Jump For Joy Merge Records/Cargo
Format: LP
In den letzten 15 Jahren hat Singer/Songwriter M.C. Taylor mit den ausnahmslos großartigen Platten seiner Band Hiss Golden Messenger bewiesen, dass man sich nicht mit jedem Album neu erfinden muss, um außergewöhnlich zu sein. Lieber spürte der in North Carolina heimische Musiker immer wieder neue Facetten im eigentlich klar abgesteckten Americana-Universum auf und begeisterte dabei mit Konstanz, die nie langweilig wurde, während er sich textlich als besonnenen Chronist einer scheinbar immer chaotischer werdenden Welt positionierte. Nach dem introspektiven, vor zwei Jahren unter dem Eindruck der COVID-19-Pandemie entstandenen Meisterwerk "Quietly Blowing It" schlägt Taylor gemeinsam mit seinem losen Verband Gleichgesinnter nun musikalisch, textlich und konzeptionell einen etwas anderen Weg ein.
Wie der LP-Titel "Jump For Joy" bereits andeutet, zeichnen sich diese neuen Songs durch eine spürbar leichtere, fröhlichere Stimmung aus, und auch klanglich schaut sich Taylor etwas abseits des mit seinen früheren Platten beschrittenen Weges um, ohne die Vergangenheit deshalb vollends aus den Augen zu verlieren. Das Resultat ist ein lose um ein Konzept kreisendes Album, auf dem der jugendliche Optimismus des Protagonisten in einschmeichelndem Soft-Rock-Sound und sagenhaft lässigen Grooves seine Entsprechung findet. Besagter Protagonist ist der fiktive Michael Crow, der Taylor hier als Alter Ego dient, um seinen vor einem Vierteljahrhundert begonnenen Weg in der Musikindustrie nachzuzeichnen und im Songformat über die Kunst des Songwritings selbst zu sinnieren.
Taylor gelingt dieses Kunststück mit detailverliebtem Storytelling, unterhaltsamen Anekdoten und stimulierenden Überlegungen, wenn er in "Shinbone" an die Momente erinnert, die seinen weiteren Weg vorzeichneten ("Taking chances, you go where you're called / Some people hear it / Taking chances, if you lose it all / Can you love what's left?"), oder in "My Old Friends" zu dem Schuss kommt, dass es wichtiger ist, sich selbst treu zu bleiben, als dem Kommerz nachzujagen: "And the numbers grow fewer / But the stories feel truer / Because we're the ones that wrote 'em." Da ist es kein Wunder, dass Taylor im Lichte dieses ebenso simplen wie effektiven Erfolgsrezepts Lust auf Freudensprünge hat, oder?
-Carsten Wohlfeld-
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