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Charlotte Cardin - 99 Nights

Charlotte Cardin - 99 Nights
Warner Music
Format: CD

Die Kanadierin Charlotte Cardin hat gegenüber ihren Kolleginnen, die wie sie Old-School-mäßig produzierte, klassische organische Popmusik machen, einen interessanten musikalischen Mehrwert: Ihre ungewöhnliche Stimme mit hohem Wiedererkennungswert nämlich. Das meint: Charlotte klingt einfach von Natur aus schon anders als die meisten ihrer besagten Kolleginnen. Dabei ist es gar nicht so einfach, diese Stimme zu beschreiben: Irgendwie rau und heiser im Abgang, aber mit viel Sustain sowohl in den tieferen wie hohen Gesangslagen und irgendwie auch ein wenig verrucht - was ganz gut zu den zuweilen bewusst provokativ gesetzten sprachlichen Profanitäten passt, die Charlotte etwa in "Somebody First" einfließen lässt. Charlotte nimmt halt kein Blatt vor den Mund - auch nicht in Bezug auf die schwierigen familiären Umstände, die sie in ihren Lyrics in Songs wie "Daddy's A Psycho" brutal aufrichtig zum Thema macht. Die andere Seite ihres Charakters zeigt sie dann in der als Fanbrief getarnten, selbstironische Hommage an den US-Schauspieler Jim Carrey. Nicht so viel Aufhebens macht sie aus dem Umstand, dass sie als Franco-Kanadierin auch Französisch spricht - was sie aber bis auf ein paar Textzeilen in "Enfer" gar nicht nutzt.

Musikalisch gefällt das zweite Album dadurch, dass sich Charlotte und ihr Produzenten-Team die üblichen R'n'B-Referenzen, die sich oft in dieser Art von Musik genutzt werden, links liegen lassen, sondern lieber auf klassische Disco-Grooves oder 80s Pop-Referenzen setzen. Elektronik bleibt da dankenswerterweise außen vor (nun ja: Ein paar Autotune-Momente müssen schon sein) - dafür gibts organische Rhythmus-Arbeit und im Falle des Closers "Next To You" eine echte, von Streichersounds unterlegten Piano-Torchsong-Ballade, wie sie Lana Del Rey auch nicht effektiver hätte inszenieren können. Letztlich führt diese Art von Hochachtung vor klassischen musikalischen Tugenden für eine gewisse Zeitlosigkeit - was was man in der aktuellen Pop-Musik eher selten findet.


-Ullrich Maurer-



 
 
 

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