Sein achtes Album "Dreamland" legte Amos Lee 2022 noch als klassische Heartland-Rockscheibe an, auf der er sich mit den Themen Depression, Verlust und Eskapismus auseinandersetzte. Lee selbst fand als Musikfan indes stets Trost in der Musik seiner Heldin Lucinda Williams, die ja einen ganzen Katalog an Empowerment- und Durchhaltesongs in ihrem Repertoire hat. Mit dem nun vorliegenden "Honeysuckle Switches" erfüllte sich Lee einen lang gehegten Traum und spielte ein ganzes Album mit Coverversionen von Lucindas Songs ein, um sich auf diese Weise sozusagen für ihre musikalische Lebenshilfe zu bedanken.

Freilich tat er das nicht mit dem auf "Dreamland" eingesetzten Rock-Stil, sondern im klassischen Folk- und Liedermacher-Setting, in dem nur gelegentlich - etwa bei "Everything Has Changed" von "West" - mal eine elektrische Gitarre für Unordnung sorgt. Das war aber gar keine schlechte Idee, da er den Songs so schon mal per se eine eigene Perspektive einhauchte. Es ging ja nicht darum, den Sound von Lucinda zu emulieren, sondern die Songs auf die eigene Sichtweise anzupassen. Logischerweise ist die Songauswahl ziemlich subjektiv. So verzichtete Lee auf offensichtliche Hits und pickte sich die Tracks wie "Are You Alright", "Compassion", "West", "Bus To Baton Rouge" oder "Greenville" eher aus dem Mittelteil von Lucindas Karriere. Ein Schelm, der böses dabei denkt, wenn Amos Lee dieses Album nun am Record Store Day und Black Friday veröffentlicht, denn Fans sowohl des Meisters selbst wie auch von Lucinda Williams müssen sich ja fast schon zwangsläufig mit diesem Album beschäftigen.