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Lizzie No - Halfsies Miss Freedomland/Thirty Tigers/Membran
Format: LP
Man könnte es sich einfach machen und sagen, dass die New Yorker Songwriterin Lizzie No Musik wie ihre Kollegin Allison Russel mache - nur weil letztere auf ihrer neuen LP "Halfsies" als Gast-Sängerin mitmacht. Oder jene wie Valerie June - vielleicht weil Lizzie diese in ihrem Basic Folk Podcast interviewt hat. Oder solche wie Rhiannon Giddens, weil sich Lizzie in ihren Songs wie Rhiannon oft auch auf traditionelle Elemente amerikanischer schwarzer Musik bezieht. Und dann wäre man auch schon am Ende des Vergleich-Lateins angekommen, denn Lizzie No ist so gar nicht in Schubladen zu greifen oder zu packen. Nicht nur, aber auch, weil sie sich auch mit dem Songwriter-Kollegen Brian Dunne (Fantastic Cat), dem Indie-Rock-Quartett Pom Pom Suqad und und Domino Kirke, der Tochter des Free- und Bad Company Drummers Simon Kirke (und Schwester der Schauspielerinnen Lola und Jemima Kirke) zusammentat, Streicher des Attaca Quartets beschäftigt und zwischen den überwiegend im Folk-Pop-Setting angelegten Empowerment-, Liberation- und Protestsongs auch mal kammermusikalische Balladen wie "Mourning Dove Waltz", Indie-Pop-Tracks wie "Annie Oakley" oder "Getaway Car" oder sogar solide Rocksongs wie "Lagunita" einstreut (Ben Harper interviewte sie denn auch mal für den Podcast).
Nein - einem bestimmten Genre lässt sich Lizzie No also nun wirklich nicht zuordnen. Der treffend gewählte Titel des dritten Albums "Halfsies" beschreibt denn auch im übertragenen Sinne ganz gut den Zustand als "Halbwesen", dem sich und ihren AnhängerInnen Lizzie No hier musikalisch wie persönlich äußerst souverän und kämpferisch eine - ganz eigene - Nische freiräumt und ihre Ansichten und ihre Musik "teilt" (denn das ist eine weitere Bedeutung, die der Begriff "Halfsies" haben kann). Ganz mal davon abgesehen, ist "Halfsies" - auch ohne sozio-politischen Kontext - eine brillante Songsammlung geworden.
-Ullrich Maurer-
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