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Sivert Høyem - On An Island Warner Music
Format: LP
"On An Island" ist sozusagen das Pandemie-Projekt des norwegischen Melancholikers Sivert Høyem geworden. Es entstand in einer alten Kirche in der Fischer-Exklave Nyksund - 45 Auto-Minuten entfernt von Høyems Geburtsort, auf demselben Breitengrad wie Sibirien gelegen und heutzutage nur von neun Einwohnern ganzjährig besiedelt. In dieser besonderen Art von Lockdown erschuf Sivert zusammen mit dem Tontechniker Bjarne Stensli nach eigener Aussage etwas "Einfaches und Abgeklärtes" - aber etwas mit viel Hall, das dann doch eine gewisse majestätische Grandezza ausstrahlte. Um klassische Rockmusik im Madrugada-Stil konnte es dabei ebensowenig gehen, wie um die Folk-Ambitionen, die Høyem bei seinen Solo-Arbeiten ansonsten auch schon mal gerne verfolgt. Tatsächlich treffen sich die mit majestätischen Wellenbewegungen bewegenden, hymnischen Tracks in einem nur leicht psychedelisch implementierten Zwischenbereich. Und dann ist da - wie gesagt - noch der Hall, der den vergleichsweise lakonischen Vokalbeiträgen Siverts, den schwelgerischen Orgelsounds (bzw. jene eines Philicorda-Keyboards), den Breitwand-Gitarren und auch den Percussion-Elementen eine cinematische Larger-Than-Life-Note verleihen. Eingespielt wurde das überwiegend balladeske Material live im Trio-Format zusammen mit Christer Knutsen und Børge Fjordheim um den Aufnahmen - trotz des opulenten Sound-Designs - seine unmittelbare Direktheit nicht zu nehmen; denn schließlich sollte der Eindruck von Live- bzw. Demo-Aufnahmen emuliert werden. Übrigens: Obwohl Høyem hier wieder mächtig in Sachen Melancholia unterwegs ist, ist "On An Island" für seine Verhältnisse geradezu leichtfüßig und luftig geraten. Bleierner Schwermut hört sich jedenfalls anders an; das hat der Meister schließlich schon oft genug demonstriert.
-Ullrich Maurer-
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