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Jim White - All Hits: Memories Drag City/Indigo
Format: LP
Der Jim White, um den es hier geht, ist der legendäre Drummer des australischen Trios The Dirty Three - und nicht der Songwriter und Autor aus den USA. Unser Jim White hat sich ja zeitlebens einen Spaß daraus gemacht zu zeigen, was man als Drummer anderes machen kann außer einen Takt vorzugeben und zu halten. Sowohl als Drummer bei seiner Mutterband (zu der auch der Nick Cave-Intimus Warren Ellis und der reklusive Gitarrist Mick Turner gehören) wie auch bei seinen Gast-Stints bei Acts wie Smog/Bill Callahan, Nina Nastasia, Bonnie "Prince" Billy, Cat Power oder PJ Harvey hat er immer wieder neue Wege gefunden zwischen Rhythmus und Lautmalerei für Aufmerksamkeit zu sorgen. Insbesondere seine Technik, stets allerlei Spielzeug auf seinen Drums zu platzieren, mehr mit Klöppeln als Drumsticks zu arbeiten, weitestgehend auf eine Kickdrum zu verzichten und gelegentlich einfach mit den Händen sein Instrumentarium zu bearbeiten, ermöglichen ihm oft, perkussiv und illustrativ um den eigentlichen Rhythmus herumzuspielen und dabei allerlei ungewöhnliche Klangfarben ins Spiel zu bringen. Kurz gesagt tut er das auch auf seiner nun vorliegenden Solo-LP.
Im Prinzip betreibt Jim White hier Grundlagenforschung in Sachen Perkussion und arbeitet - wen hätte es gewundert - mehr mit Klängen, Atmosphären und Strukturen als mit klassischen Rhythmen. Dabei ergänzt er seine impressionistische musikalische Klangmalerei durch zusätzliche Elemente wie Synthie-, Synth Bass-, Orgel-, Gitarren- und Klavier-Akzente - aber nur um die lautmalerische Wirkung zu betonen und zu verstärken. Bei all dem ist ihm hoch anzurechnen, dass er sich nicht selbstverliebt in der ziellosen Frickelei verliert, sondern seine Tracks recht kurz hält und in einer halben Stunde alle Facetten seines Tuns effektiv demonstriert, so dass das Experiment am Ende versöhnlich und unterhaltsam zum Abschluss gebracht werden kann.
-Ullrich Maurer-
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