Tummyache ist das Bandprojekt der aus den USA stammenden, aber zur Zeit im GB ansässigen Songwriterin und Multiinstrumentalistin Soren Bryce, die seit ungefähr 2019 als feste Indie-Größe mit ihren politisch motivierten Veröffentlichungen für Furore sorgt. Auf dem Debütalbum "Soak" ging es um "Klassenprivilegien" und Beziehungsdynamiken innerhalb dieser Klassen. Das neue Album widmet sich hingegen dem Thema Selbstdarstellung und -wahrnehmung und Ego - wieder im Rahmen der Klassensysteme. Nachdem Bryce zunächst alleine Bauchschmerzen gehabt hat, ist durch die Hinzunahme von Bassist Linus Fenton und Bianka Baranova eine gleichberechtigt agierende Band geworden, die erst kürzlich durch die Teilnahme an der Support-Slot Ausschreibung der Europa-Tour von Lauren Ruth Ward auch bei uns einige erste, gefeierte Konzerte absolvierte. Als passionierte Indie-Künstlerin, deren Haupt-Anliegen es ist, sich den harten Realitäten des Alltags zu stellen und etablierte Machtgefüge der westlichen Gesellschaft in Frage zu stellen, hat sich Soren musikalisch für einen soliden Mix aus abrasiven Grunge-Rock-Sounds, einfühlsamen akustischen Balladen-Passagen, Psychedelia, Noise und pulsierenden New Wave- und Post-Punk-Grooves entschieden. Diese Elemente werden indes meist in klug strukturierten Tracks wie dem Opener "Holier Than Thou", "Penicillin" oder "Aiding & Abetting" mit monumentaler Grandezza schlüssig und episch zusammengeführt. Auf diese Weise erreichen die Tummyache-Songs eine enorme dynamische und dramatische Spannunsweite - und ticken letztlich so ziemlich alle Boxen aktueller Indie-Rock-Tendenzen - freilich ohne dass dabei KollegInnen referenziert werden. Tummyache haben da schon eine sehr eigenständige Ästhetik angezapft. Wer es sich einfach machen will, der greift einfach zu dem Album "Egosystem" um sich einen umfassenden Überblick über die Möglichkeiten, die das Genre aktuell verfügt zu verschaffen.