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Jack McBannon - Tennessee My Redemption/Cargo
Format: LP
Der Wuppertaler Liedermacher Thorsten Willer ist zweifelsohne ein klassischer Fall von "Mistaken Identity", denn nachdem er sich bereits auf seinem 2021er Album "True Stories" als den bärtigen US-Barden Jack McBannon neu erfand (nachdem er zuvor als Willer auf Deutsch unterwegs gewesen war), setzt er für sein neues Album noch mal ordentlich eins drauf und verlegte den Lebensmittelpunkt von McBannon nach "Tennessee" - wo er dann die neue Songsammlung auch einspielte. Und zwar nicht irgendwo, sondern in Johnny Cashs "Cash Cabin Studio" mit Cashs Sohn John Carter Cash als Produzent hinter den Reglern und einer von Cashs Vintage-Gitarren aus den 30ern in der Hand. McBannon hatte Carter Cash einfach angeschrieben und einen seiner älteren Songs zugeschickt. Da Amerikaner überhaupt nichts dagegen haben, wenn sich "Ausländer" mit ihrer ureigenen Musikkultur beschäftigen, wenn sie das ordentlich und glaubwürdig tun (wie das McBannon ja nun mal leistet), erklärte sich der Cash-Sohn sogleich bereit, ein gemeinsames Projekt anzugehen.
Natürlich darf der Musikfreund hier kein revolutionäres, innovatives Tun erwarten, aber McBannon hat den American Lifestyle dergestalt verinnerlicht, dass es ihm mühelos gelingt, ein absolut authentisches Americana-Album hinzulegen, das alle Tasten der Klaviatur des Genres in überzeugender Weise berührt. Der Umstand, dass das organische Material live im Studio eingespielt wurde, unterstützt diese Authentizität dann noch mal. Und dafür, dass das überwiegend balladeske Material nicht in misanthropischer Larmoyanz versackt, sorgen dann McBannons Erfahrungen als Rockmusiker, die er - zumindest punktuell - in das Geschehen einbringt. Wäre McBannon tatsächlich ein Redneck aus dem Süden der USA, dann wäre diese Scheibe eine von vielen, gleichartigen. Aufgrund der besonderen Backstory ist sie dann allerdings selbst ziemlich besonders.
-Ullrich Maurer-
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