Es gibt da in den USA diese Art von Country-Pop, der sich so weit von den erzählerischen Traditionen und musikalischen Roots des Genres entfernt hat, dass die Country-Aspekte lediglich als Alibi-Akzente eingesetzt werden, um in den entsprechend formatierten Charts punkten - und verkaufen - zu können. Und dann gibt es Country-Pop wie dem, den Carly Pearce aus Kentucky macht. Zweifelsohne hat sich auch die mittlerweile Mitt-Dreißigerin von ihren ursprünglichen Bluegrass-Einflüssen abgesetzt, mit denen sie als 16-Jährige von zu Hause auszog, um sich in Nashville zu verdingen - aber die erwähnten erzählerischen Traditionen des Genres hat sie ebenso verinnerlicht, wie eine allgemeine Wertschätzung für die ursprüngliche musikalische Ausrichtung des Genres. Mag sein, dass die Songs ihres inzwischen vierten Albums ohne Zweifel hemmungslos auf einen massenkompatiblem Mainstream-Sound ausgerichtet produziert wurden und Pearce bis heute an Künstlerinnen wie Shania Twain, Trisha Yearwood oder Faith Hill orientiert, die den Country-Gedanken auch eher als Marketing-Aspekt vor sich her tragen - aber in Pearces Songs steckt noch recht viel Country-Attitüde drin - sowohl auf der musikalischen Seite, wie besonders auch das Storytelling betreffend, das Pearce mit selbstironischer Note inszeniert und dabei auf charmant naive Art augenzwinkernd mit Klischees und Vorurteilen flirtet. Kurzum: Insbesondere dann, wenn Country- oder Folk-Elemente zum Einsatz kommen, kann man sich auch als Gelegenheitshörer dieser Art von Musik von Carly Pearce gut unterhalten fühlen, ohne sich dabei alleine in Guilty-Pleasure-Gefilden wähnen müssen.