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Tonträger-Review
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John Grant - The Art Of The Lie Bella Union/Pias/Rough Trade
Format: LP
Kurz gesagt treibt John Grant sein Konzept abstrakter Popmusik mit seinem neuen Album musikalisch erneut auf die Spitze, während er tiefer denn je in seine Psyche eintaucht und dort die Abgründe der Verachtung, die er für die Welt um sich herum hegt, mit Gusto abgrast. Gleich mit dem ersten Track "All That School For Nothing" - einem erstaunlich geradlinigen, knochentrockenen elektronischen Funk-Track, der so erhellende Textzeilen wie "I lost my patience several decades ago - around the time I was in utero" enthält - steckt er das Terrain ab und rechnet im Folgenden mit so ziemlich allem ab, was ihm gegen den Strich geht. Inklusive Vater und Mutter. Der Funk taucht dann ab und an noch ein paar Mal als Mittel der Wahl auf - ansonsten aber nutzt Grant auch gerne das gegenteilige Extrem der verhallten Klangwolken, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Musikalisch inspiriert von so unterschiedlichen Sachen wie Produktionen des Komponisten Ivor Guest für Grace Jones oder Laurie Anderson oder dem "Blade Runner"-Soundtrack von Vangelis (und wohl auch Bowie) macht Grant keine halben Sachen, sondern geht in jeder Beziehung immer "all in". Letztlich ist "The Art Of Lie" also deutlich mehr als ein Stück wurmstichiger "Zeitgeist" - dem er in dem gleichnamigen Closer sowieso abschwört. Eine dringlichere und konkretere künstlerische Stellungnahme hat John Grant bislang jedenfalls noch nicht abgeliefert.
-Ullrich Maurer-
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