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Travis - L.A. Times

Platte der Woche

KW 28/2024


Travis - L.A. Times
BMG Rights Management/Warner Music
Format: LP

"All I Want To Do Is Rock" hieß 1997 einer ersten Songs der schottischen Band Travis. Damals stocherte die Band um Frontmann Fran Healy noch ziemlich rudimentär in den rockigeren Aspekten des damals populären Brit-Pop herum. Das hat sich schon lange geändert, denn von Scheibe zu Scheibe kam Healy im Folgenden seinem eigenen Anspruch als grandiosester aller Songwriter Stück für Stück ein bisschen näher und prägte den Sound des frühen Milleniums mit seinen zunehmend melancholischeren Reflexionen über das Leben. Spätestens seit Healy in Los Angeles lebt (wovon auch der Titel des neuen Albums kündet), hat er alle Ansprüche in Sachen Rockmusik an den Nagel gehängt und schreibt heutzutage einfach eingängige, klassische Pop-Songs, die dank ungewöhnlicher melodischer und harmonischer Lösung beständig aus dem Einerlei vergleichbarer Projekte herausragen.

Dabei bezieht sich der Mann, der früher stets stolz auf seine britischen Kitchen-Sink-Roots war, zunehmend auf sein Leben in den USA - neben dem Titeltrack gibt es zum Beispiel noch eine Ballade namens "Naked In New York City", die von seiner Zeit im Big Apple handelt. Healy bezeichnet das Album als das persönlichste seit "The Man Who". Während Travis dabei in Songs wie "Gaslight", "Living It All Again" oder "I Hope You Spontaneously Combust" auch durchaus auf persönliche Beziehungsgeflechte und und in anderen (wie "Bus") auf die Geschichte von Travis zurück blickt, kommen aber auch die politischen Aspekte, die Healy erstmals mit dem Vorgängeralbum "10 Songs" ins Spiel brachte, wieder zum Tragen. Der Titeltrack etwa schildert die grotesken Verhältnisse zwischen Arm und Reich, die Healy sozusagen von seinem Fenster aus beobachten kann, während der hymnisch angelegte und vom Krebstod seines Freundes Ringan Ledge inspirierte Schlüsseltrack "Alive" schlicht eine einzige, affirmative Ode an das Leben im Angesicht der Vergänglichkeit darstellt.

Auf dem Cover ihres Albums "The Invisible Band" zeigten sich die vier Mitglieder von Travis unter einem riesigen Baum stehend, hinter dessen Astwerk die Band tatsächlich unsichtbar zu werden schien. Damit wollten die Jungs ausdrücken, dass ihre Kunst größer und wichtiger als das Ego der Musiker sei. (Nun ja: Vielleicht außer dem von Fran Healy.) Das ist auf dem neuen Album ganz ähnlich - nur dass sich die Band dieses Mal vor der nächtlichen Skyline von Downtown L.A. ablichten ließ. Die Kontinuität der Band, die sich schon alleine dadurch manifestiert, dass die vier Recken seit nahezu 30 Jahren unverändert miteinander musizieren, macht sich auch in musikalischer Hinsicht deutlich. Obwohl auf diesem Album die Gitarren gar keine prägende Rolle spielen und obwohl zusammen mit Produzent Tony Hoffer einige Experimente gewagt wurden (Falsett-Gesang im Opener 'Bus', Bläsersätze in "Gaslight", klassische Pete Townsend Synthie-Sounds in "The River" oder Sprechgesang/Rap im Titelrack), ist das ganze Album geprägt vom klassischen Travis-Sound. Einem Sound, der nur von einem gut eingespielten Team erzielt werden kann; einem Team also, das die eigenen Ansprüche dem Song unterzuordnen versteht.


-Ullrich Maurer-


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