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Andrew Combs - Dream Pictures Loose/Believe
Format: LP
Es kommt ja selten genug mal vor, dass sich in den Bios von Musikern treffliche Formulierungen - geschweige denn brauchbare Infos finden. Die aktuelle Bio von Andrew Combs bringt es aber auf den Punkt, wenn es heißt, dass Combs sich ein eigenes Sounddesign erarbeitet hat, mittels dessen er die "Subtilität, Nuancen und die Grauzone zwischen Folk, Country und klassischem Pop erforscht". Die Sache ist nämlich die, dass der Mann aus Texas seine Laufbahn als Troubadour noch als ganz konventioneller Americana-Songschmied begann und eigentlich nicht viel mehr wollte, als seinen Idolen Tribut zu zollen. Aber bereits mit seinem Prä-Pandemie Album "Ideal Man" von 2019 und erst recht mit seinem letzten Album "Sundays" sprengte er sehr dezidiert und bewusst die Erwartungshaltungen, die man an einen Americana-Songwriter haben dürfte - ohne dabei seine Storytelling-Anliegen aufzugeben.
Wenn das neue Album nun "Dream Pictures" heißt, geht es dabei nicht um Eskapismus, sondern verdeutlicht nur, dass Combs das neue Material erschuf, wenn alle anderen (insbesondere seine Kinder) schon im Bett waren. Das erklärt dann natürlich, dass das neue Material nicht besonders laut ausfallen konnte und vielleicht auch, dass es einen nachdenklichen, friedfertigen Tenor besitzt. Zusammen mit seinem musikalischen Partner Dom Billet (mit dem ab circa 2017 die Reise ins musikalische Experiment ihren Ursprung nahm) erschuf Combs ein Sounddesign, in dem - mit analoger Reel-To-Reel-Technik und unter Beteiligung des Kollegen Spencer Cullum, der Pedal Steel Parts beisteuerte - ein leicht psychedelisches Durcheinander entstand, das die beiden Klangkünstler dann mit sanft pulsierenden Grooves wieder einfingen, bevor das Ganze auseinanderzufallen drohte. Fans von Combs kennen diesen Ansatz schon von seinen letzten Alben (und Touren) - so konsequent wie hier, hat er das Ganze aber noch nie implementiert.
-Ullrich Maurer-
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