"Picture Of A Good Life" - das letzte Album des finnischen Indie-Pop-Projektes NEØV um die Brüder Anssi und Samuli Neuvonen legten die Jungs noch als "Indie Symphonie" mit einem gewissen megalomanischen Ansatz und einer betont epischen Note an. Dieses Mal ging es jedoch um etwas anderes: In der Pandemie-Phase "flohen" Anssi und Samuli sozusagen nach Island, um dort zusammen mit Produzent Birgir Jón Birgisson im Sundlaugin Studio auf den Spuren der Sugarcubes, Björks und Sigur Rós zu wandeln. Nicht im musikalischen Sinne, sondern mit Bezug auf die Inspiration durch die isländische Atmosphäre und Umgebung. "Soft Atlas" sollte indes kein neues Konzeptalbum werden, sondern eines, mit dem NEØV ihre musikalische Vielseitigkeit unter Beweis stellen wollten.

Dazu erschufen sie eine Sammlung makelloser New Wave- und Dreampop-Kleinode, die dann möglichst unterschiedlich behandelt wurden. Gemischt und aufgenommen wurde etwa in Los Angeles, Rekjavik, Stockholm und im finnischen Kuopio (wo Anssi residiert). Das bedeutet: Die Tracks sollten so unterschiedlich und so international wie möglich klingen, und dabei doch die Trademarks des Duo - den Sinn für Drama, Dramaturgie, Grüße und hymnische Hingabe - beherzigen. Aufgrund dessen, dass es aber dieses Mal nicht darum ging, eine Geschichte zu erzählen, sondern die einzelnen Stärken der Songs herauszuarbeiten, kam dabei eben eine sehr abwechslungsreiche Songsammlung heraus, die souverän zwischen Dreampop, Folkpop, New Wave, E-Pop und Indie-Rock hin und her pendelt. Im Vergleich zu früheren NEØV-Scheiben ist dieses Album weniger Rock-orientiert ausgefallen und wird stattdessen von melancholischer Grandezza dominiert. Und dann gibt es noch Tracks wie das an die Wahlheimat des Duos erinnernde "Friedrichshain" oder "You Can't Bring Me Down", mit denen NEØV dann auch ihren Sinn für stadienfüllende musikalisch Umarmungen demonstrieren. Island macht sowas mit den Menschen - wie NEØV in anderem Zusammenhang feststellten.