Eines wird schnell klar beim Hören des Debütalbums von Giant Crow: Großes Interesse, sich gängigen Trends und dem Spotify-Algorithmus an den Hals zu werfen, kann man dem Quartett nun wirklich nicht bescheinigen. Hervorgegangen aus der Asche von Raindance Kid, widmet sich die Band auf ihrem LP-Erstling (auf blutrotem Vinyl!) einem Sound, der sie im gleichen Alternative-Universum verortet wie 16 Horsepower, The Walkabouts oder auch Nick Cave. Denn auch wenn das Presseinfo Giant Crow attestiert, knietief im Country Noir zu stecken, ist das nur die halbe Wahrheit. Wenngleich der fiebrigen Vibe einer breitwandigen Filmmusik für einen Spätwestern immer mal wieder mitschwingt, ist die Band doch vor allem als Grenzgänger zwischen den Spielarten unterwegs. Neben Banjo und Violine gehören hier deshalb auch Synthesizer, Tremolo-Gitarren aus der Post-Rock-Welt und ein Hauch von Psychedelik ganz selbstverständlich zum guten Ton und ergänzen die klassische Rock-Besetzung lückenlos. Die Songs, die dabei entstehen, sind an keine Ära, kein Genre und keinen Ort gebunden, sodass es dann doch ein wenig überrascht, dass die Band ausgerechnet in Hamburg heimisch ist. Weniger erstaunlich ist dagegen, dass Mastermind Niklas Kuhl auch als Theatermusiker (und Autor) tätig ist, denn wenn er sich, potisch und persönlich zugleich, in seinen Texten den Fallstricken der modernen Welt zwischen Hoffnung und Resignation widmet, spart er an der Seite von Justin Jardine, Judith Krischke und Maline Zickow klanglich nicht an Pathos. Auf "In The Cut" klingt deshalb (fast) alles ausschweifend - und überlebensgroß!