Dass das neue My Brightest Diamond-Album deutlich rauer und abrasiver rüberkommt als die ansonsten ausgeklügelten, detailreichen Studioproduktionen, hat einen einfachen Grund: Die neuen Songs entstanden als Skizze schon 2023 während eines dreitägigen Blackouts in Detroit, der Heimatstadt von Shara Worden (die sich seit dem letzten MBD-Album "A Million And One" Shara Nova nennt), als Shara - damals unter dem Eindruck des überraschenden Todes von Sinead O'Connor - ein Thema für ihr sechstes Album suchte und fand, das aufgrund der Umstände dann auch schnell kreativ umgesetzt werden musste. Der Titel des Albums bezieht sich denn auch auf O'Connors Aufruf, den "wahren Feind" zu bekämpfen, den sie während ihres SNL-Auftrittes äußerte, bei dem sie das Foto des damaligen Papstes zerriss. Shara Worden ging es dabei gar nicht darum, mit ihren neuen Songs Sinead O'Connor beizupflichten, sondern die Zusammenhänge von Aktivismus und - wie sie sagt - Verwundbarkeit zu thematisieren. Die Sache mit dem Aktivismus liegt der Frau also auch auf Album #6 noch am Herzen.

Es war dann die Idee des Produzenten Tom Schick, die rauen Demos Sharas als Grundlage für die Studioproduktion im Wilco-Studio in Chicago herzunehmen und diese nur um zusätzliche Instrumente wie Bass oder Klavier zu ergänzen. Das Ergebnis ist also ein MBD-Album, welches weniger zugänglicher, orchestral, elaborierter und ausgefeilter daher kommt, als die bisherigen fünf Werke - dafür aber ursprünglicher, emotionaler, zwar schroffer aber auch besonders intensiv - und dabei solche Aspekte (wie z.b. New Wave, Kaputnik Blues und Rock) betont, die sonst nicht unbedingt die Spielwiese von Shara Nova sind.