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Hinds - Viva Hinds Lucky Number/Rough Trade
Format: LP
Normalerweise ist das bei Bands ja so eine Sache mit dem Thema "gesundschrumpfen" - denn normalerweise steht ja dann doch eher ein Break-Up dahinter. So ist das auch im Fall der spanischen Band Hinds, die nach der Veröffentlichung ihres dritten Albums "Prettiest Curse" genau solche Phase durchliefen - als sich nämlich die Rhythmusgruppe des bis dahin als Quartett agierenden Ensembles verabschiedeten. Nun war das aber es immer schon so, dass Hinds das Brainchild der beiden Madrileninnen Ana Perrote und Carlotta Cosials gewesen war - und so nutzen die beiden Musikerinnen das Zerbrechen der Band (sowie die Trennung von ihrem Management, den einhergehenden Label-Verlust und natürlich auch die Pandemie-Phase) - zwar notgedrungen - als Chance, um sich noch enger aneinanderzubinden, und das nun vorliegende vierte Hinds-Album mit dem zelebratorischen Titel "Viva Hinds" mit Hilfe des Produzenten Pete Robertson (der zuletzt Beabadoobee betreute) und des Sound-Engineers Tom Roach sowie ein paar Zufallsbegegnungen (etwa Beck als Gast in dem Song "Boom Boom Back" oder Grian Chatten von Fountaines D.C. bei dem Track "Stranger") weitestgehend selbst zu fabrizieren.
Dieser Ansatz zahlte sich aus, denn in Sachen Songwriting, Präsentation, Produktion und letztlich auch die musikalischen Fertigkeiten betreffend, machten Ana und Carlotta große Fortschritte. Ganz nebenbei schrieben sie dann auch noch Songs, die auf persönlicher Ebene die kämpferische Phase der Durchhalte-Phase nach dem Band-Split mit entsprechender Aufrichtigkeit dokumentieren - beispielsweise, indem sie sich in dem Track "Hi, How Are You?" ihre Gefühlswelten gegenseitig offenlegen, mit dem grandiosen Indie-Pop-Gassenhauer "Boom Boom Back" (zumindest musikalisch) ihre eigene Rückkehr feiern und sich in dem Track "Superstar" zu eben solchen erklären. Verglichen mit den chaotisch/schrammeligen Anfängen von Hinds (die sich auf der Bühne bis zu dem Split hinzogen) ist dieses Album eine brillanter Reset, bei dem Hinds all die Erfahrungen sie seit dem Start vor zehn Jahren sammelten in Form betont abwechslungsreicher Indie-Pop-Songs endlich ein Mal gewinnbringend einzusetzen wissen. Was geblieben ist, ist die (nicht zuletzt auch aufgrund der piepsigen Stimmlagen von Ana und Carlotta) ansteckende, kindliche Lebens- und Spielfreude, die sich Hinds auch angesichts der überwundenen Tiefphase einfach nicht nehmen lassen wollen.
-Ullrich Maurer-
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