Ob Stuart Staples und seine jeweiligen Mitstreiter sich zu Beginn ihrer Laufbahn selbst einmal haben vorstellen können, dass ihre Karriere bis ins Jahr 2024 reichen würde, sei mal dahin gestellt - auf jeden Fall bieten die Tindersticks auch auf Album #14 wieder jenen "Gospel according to", den sie prinzipiell seit 1993 predigen. Das mit dem "Gospel" ist dieses Mal sogar noch wörtlicher zu nehmen als sonst, denn dieser Aspekt kommt bei dem Track "Turned My Back" dank des Beitrages der Gast-Vokalistin Gina Foster stärker als gewohnt zum Vorschein. Der andere Aspekt, der dieses Album auszeichnet, sind die elaborierten Streicher- und Bläser-Arrangements (Dan McKinna bzw. Julian Siegel), die das Album gegen die etwas reduzierteren letzten Tindersticks-Werke abgrenzen.

Neu ist das alles trotzdem nicht - aber warum sollte man auch etwas reparieren, was nicht kaputt ist? Mit "Soft Tissue" schließen die Tindersticks musikalisch sogar in gewisser Weise souverän zu ihren Anfängen bzw. der frühen Mittelphase auf - freilich unter dem Eindruck der seither gesammelten Erfahrungen insbesondere mit Soundtrack-Arbeiten, die sich (zumindest die Dramaturgie betreffend) prägend auswirken. Des Weiteren gewinnt das melodische Element in Tracks wie "Always A Stranger" oder "The Secret Of Breathing" wieder stärker an Bedeutung. Lyrisch liefert nun auch Stuart Staples in Songs wie "New World" einen angedeuteten Kommentar zu unseren verlorengegangenen, sicher geglaubten Gewissheiten - ergeht sich ansonsten aber in den Gedankengängen eines Loners, der sowieso ein wenig verloren durch die Welt mäandert. Man muss natürlich bei einer Band, die schon so lange im Geschäft ist wie die Tindersticks, vorsichtig sein mit Sueperlativen - aber "Soft Touch" gehört zweifelsohne zu den besten Alben der Band.